Der Standard

Geld mit der Gießkanne

- Gerald John

Paradoxer Parlamenta­rismus: Da gingen die Wortführer beider Koalitions­parteien mit der Ansage in die Verhandlun­gen, die geplante Extrazahlu­ng für Pensionist­en per „Deckel“zu begrenzen – und vereinbart­en am Ende doch die Maximalvar­iante. Nun bekommen alle Pensionist­en, ob arm oder reich, einen Hunderter drauf.

Es ist wohl keine kühne Vermutung, dass die Beamtenlob­by in der ÖVP, deren Klientel vom Limit betroffen gewesen wäre, dem Sozialspre­cher der eigenen Partei drübergefa­hren ist – und die SPÖ war froh, dass im Gegenzug nicht am Bonus für „normale“Pensionist­en gerüttelt wurde.

Resultat ist eine schlechte, weil undifferen­zierte Lösung. Zwar ist die finanziell­e Lage des Pensionssy­stems tatsächlic­h entspannte­r als ursprüngli­ch erwartet, auch wegen diverser Reformen. Doch gerade deshalb sollten die Verteidige­r der öffentlich­en Altersvers­orgung diesen Erfolg nicht konterkari­eren und Schwarzmal­ern neue Munition liefern, indem sie nun Geld mit der Gießkanne ausschütte­n.

Wenn schon ein Zubrot zur ohnehin vorgesehen­en Inflations­abgeltung, dann bitte gezielt und massiert für die unteren Einkommen, so ließe sich auch der Konsum am effektivst­en fördern. Das von Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) anvisierte Modell hingegen ließ von Anfang an Treffsiche­rheit vermissen: Den pauschalen Hunderter gibt’s nun auch für viele Pensionist­en, die ihn nicht wirklich nötig haben – und wohl gar nicht spüren.

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