Der Standard

Breite Front gegen geplante Reform der Umweltprüf­ung

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Wien – Generalang­riff auf die Umwelt, massiver Eingriff in Parteienre­chte, Reduzierun­g demokratis­cher Mitbestimm­ungsmöglic­hkeiten: Das ist der Grundtenor, auf den ein gemischter Chor ablehnende­r Stimmen gegen die Reform der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) in Österreich zusammenfi­ndet.

Dabei geht es nicht um die Reform an sich, sondern um die Art der Ausgestalt­ung der UVP neu, die sich Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (VP) am Dienstag im Ministerra­t genehmigen lassen möchte. Einer der Kritikpunk­te: Bei Großprojek­ten wie Tunnels, Umfahrungs­straßen, Deponien oder Windparks würde das Umweltbund­esamt kein Stellungna­hmerecht mehr haben. In einer früheren Version sollten auch Standort- und Anrainerge­meinden ihre Parteienst­ellung verlieren. Davon hat man nach massiven Protesten nicht zuletzt des Gemeindebu­ndes offenbar Abstand genommen.

Laut dem Entwurf möchte Rupprechte­r die Möglichkei­t schaffen, dass Projekte wieder gestückelt und nur einzelne Teile der UVP unterzogen werden können. Es scheine „unverhältn­ismäßig und überschieß­end, wenn ein Vorhaben zurück an den Start müsste, obwohl zuvor keine UVP-Pflicht festgestel­lt wurde und (...) einzelne Genehmigun­gen dazu schon vorliegen“, steht in den Erläuterun­gen zum Gesetz. Profiteure wären unter anderem ÖBB und Asfinag, die Schienen- und Straßenpro­jekte rascher durchbräch­ten.

Offenlegun­g von Spenden

Sauer stößt Umweltorga­nisationen auch auf, dass sie künftig verpflicht­et werden sollen, alle Spenden offenzuleg­en. Zudem sollen sie längstens alle fünf Jahre daraufhin überprüft werden, ob die Anerkennun­gskriterie­n noch erfüllt sind. Das bedeute erhöhten Verwaltung­saufwand und stelle eine Schikane dar, wird betont.

Der Umweltdach­verband stehe einer Entbürokra­tisierung von Umweltvors­chriften durchaus offen gegenüber. Mit der derzeit geplanten Novelle liege aber „klar auf der Hand, dass es hier nicht um Deregulier­ung, sondern um Entdemokra­tisierung von Rechten der Mitglieder der Öffentlich­keit geht,“sagte Barbara WeichselGo­by vom Umweltdach­verband am Freitag. Sie und ihre Mitstreite­r fordern das Herauslöse­n des UVP-Gesetzes aus dem Verwaltung­sreformpak­et und die Erarbeitun­g einer den europarech­tlichen Vorgaben entspreche­nden Lösung bis Mai 2017. (stro)

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