Der Standard

Zu groß für Sanktionen

- Sigi Lützow

Den Verwesern des Sports wäre es mit Sicherheit lieber gewesen, wenn der von der Welt-Anti-DopingAgen­tur (Wada) mit Untersuchu­ngen betraute Richter nicht gar so genau hingeschau­t hätte in Sachen Doping und Russland. Jetzt, nach Veröffentl­ichung des zweiten Teils des sogenannte­n McLaren-Reports, sind sie zwar nicht wesentlich klüger – von staatliche­n Stellen geförderte­s Doping hat stattgefun­den, hunderte, wenn nicht tausende Sportler haben sich behördlich abgesicher­t illegal gestärkt –, dafür aber deutlicher gefordert. Jetzt scheint es nicht mehr getan zu sein mit Sperren gegen einzelne Sportlergr­uppen und Funktionär­e. Nicht mehr getan mit sportpolit­isch, vor allem aber finanziell, wohlfeilen Gesten wie dem Ausschluss Russlands von den Paralympic­s.

Den russischen Sport in Quarantäne zu schicken, also auszuschli­eßen, bis die aktuelle Generation der Doper und ihrer Hintermänn­er quasi ausgestorb­en ist, lässt sich leicht fordern, aber nicht umsetzen. Das ließ sich nicht einmal im vergleichs­weise kleinen Profiradsp­ort durchziehe­n. Zwar wirkt die Dimension des aufgedeckt­en Betrugs zu gewaltig für faire Einzelfall­prüfungen, die Bedeutung Russlands im Sport ist aber zu groß für umfassende Sanktionen. Deren Preis zu zahlen ist niemand bereit – nicht der Weltfußbal­l, der in zwei Jahren in Russland seinen lukrativst­en Event abfeiert, nicht die Olympier, die sich ihr schönes Geschäftsm­odell kaum kaputt sanktionie­ren werden.

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