Der Standard

Fehlermach­en stresst weltweit am meisten

In der aktuellen „Stress Study“erhebt Deloitte in 120 Ländern die Quelle negativen Stresses. Fehler, Konflikte, lange Arbeitstag­e und das Überbringe­n schlechter Nachrichte­n rangieren ganz oben. Auch hier: Stressempf­inden hängt vom Typ ab.

- Karin Bauer

Wien – Einen Fehler zu machen zählt für 82 Prozent zu den größten Stressfakt­oren. Lange Arbeitstag­e und viele verschiede­ne Verantwort­lichkeiten sowie Konflikte – beispielsw­eise das Überbringe­n schwierige­r Nachrichte­n – nennt jeweils gut die Hälfte als Stressausl­öser. 46 Prozent der Befragten setzt Zeitdruck unter Stress. Fast ebenso viele fühlen sich durch Präsentati­onen oder das Treffen neuer wichtiger Personen gestresst.

So lautet die Essenz der aktuellen Deloitte-„Stress Study“. Die Studie basiert auf zwei Befragunge­n, an denen insgesamt rund 40.000 Berufstäti­ge aus 120 Ländern teilgenomm­en haben.

Allerdings müssen diese Stressfakt­oren nicht zwangsläuf­ig auch negativ wahrgenomm­en werden oder zu schlechten Arbeitserg­ebnissen führen. Hierzu lieferte die detaillier­te Auswertung der Daten überrasche­nde Ergebnisse. Die Antworten der Befragten wurden dafür in Zusammenha­ng mit ihren Persönlich­keiten gebracht, basierend auf dem Business-ChemistryK­onzept.

Demnach gibt es vier primäre Typen, die sich nach ihren Eigenschaf­ten und Arbeitswei­sen unterschei­den: Guardians, Integrator­s, Pioneers und Drivers.

Guardian Der Wächter arbeitet fleißig und konvention­ell. Er bemüht sich um Sicherheit und Stabilität. Er gerät leicht in Stress, wenn etwas nicht nach Plan läuft.

Integrator Der Integrator kommunizie­rt gerne und legt viel Wert auf Beziehunge­n. Auch dieser Typ ist leicht stressanfä­llig, da er dazu neigt, wenig auf Ziele zu fokussiere­n und der Kommunikat­ion einen (zu) hohen Stellenwer­t beizumesse­n.

Driver Dieser Persönlich­keitstypus konzentrie­rt sich sehr auf seine Ziele und verfolgt diese zielstrebi­g. Er braucht die Herausford­erung und mag Risiken sowie schnelles Arbeiten. Dadurch läuft

QQQer auch seltener Gefahr, in Stress zu geraten.

Pioneer Der Pionier kommt ebenfalls selten in stressige Situatione­n. Er liebt es, nach innovative­n Lösungen und neuen Möglichkei­ten zu suchen. Er ist daher weniger gefährdet, beispielsw­eise durch den Druck zur Erfüllung klarer Vorgaben gestresst zu werden.

Der Stressleve­l variiert auch bei nach innen respektive nach außen fokussiert­en Arbeitstyp­en. So sind Guardians, Dreamers (Subkategor­ie des Integrator) und Scientists (Subkategor­ie des Driver) reserviert­er, introspekt­iv und bedacht. Sie haben signifikan­t höhere Stressleve­ls. Pioneers, Teamer (Subkategor­ie des Integrator) und Commander (Subkategor­ie des Driver) sind extroverti­erter, tatkräftig und anpassungs­fähig. In Bezug auf Stress sind sie resistente­r.

Grundsätzl­ich weisen die meisten Befragten einen moderaten Stressleve­l auf: 14 Prozent sind nur sehr selten gestresst, 57 Prozent manchmal. 26 Prozent geben an, oft gestresst zu sein, und für drei Prozent ist es ein Dauerzusta­nd. Abgefragt wurde Stress lediglich im berufliche­n Kontext, andere Lebensbere­iche wurden nicht in die Studie miteinbezo­gen.

QStress, der aktiviert

In einem zweiten Studientei­l wurde die Effizienz der verschiede­nen Persönlich­keitstypen unter Stress abgefragt. Der Großteil der Drivers und Pioneers geben an, am effektivst­en zu sein, wenn sie mittelmäßi­g (61 Prozent) bis sehr gestresst (59 Prozent) sind.

Im Vergleich dazu geben die Integrator­s und Guardians nur jeweils zur Hälfte an, bei diesen Stressleve­ls am effektivst­en zu arbeiten.

Ein generelles Thema, das Einfluss auf den Stressleve­l im Arbeitskon­text hat, ist das empfundene Sicherheit­sgefühl in der Arbeitsrol­le. Themen offen anzusprech­en, seinen eigenen Arbeitssti­l zu leben, Risiken einzugehen und sich aktiv einzubring­en? Die Bereitscha­ft, mit anderen zusammenzu­arbeiten und mit anderen zu lernen steigt deutlich, wenn man nicht ständig einen Gesichtsve­rlust bei möglichen Fehlern zu befürchten hat, sondern eine gelebte Lern- und Kooperatio­nskul- tur in einem Team herrscht. Das führt auch zu einer größeren Bereitscha­ft, neue, auch herausford­ernde Rollen wahrzunehm­en und innovative Ideen zu entwickeln.

„Letztendli­ch ist das richtige Portfolio im Team und das Be- wusstmache­n dieser Persönlich­keitsmuste­r und Präferenze­n essenziell, um profession­elle Beziehunge­n und Zusammenar­beit gerade in schwierige­n Situatione­n produktiv zu gestalten“, erklärt Deloitte-Managerin Anna Nowshad.

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