Die Zusammenlegung von fünf Standorten in einer ÖAMTC-Zentrale im dritten Bezirk war eine Herausforderung für Planer und Mitarbeiter. Vergangene Woche wurde der neue Stützpunkt in Betrieb genommen.
Wien – Wer unten, im Atrium, steht und nach oben schaut, fühlt sich angesichts von Gebäudeform, der terrassenförmigen Etagen und der spiralförmigen Stiegen fast wie in einem Schneckenhaus. Es ist das Zentrum des neuen ÖAMTC-Unternehmenssitzes, der im dritten Bezirk gerade nach rund eineinhalbjähriger Bauzeit fertiggestellt wurde. Hier wurden fünf Unternehmensstandorte und 800 Mitarbeiter an einer Zentrale zusammengebracht. Vergangene Woche übersiedelten die Letzten in ihr neues Büro.
Für ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold ist das Gebäude vor allem ein „Nutzungsmix-Weltmeister“, wie er bei einer Führung vor einigen Tagen sagte. Die Herausforderung sei gewesen, ein innovatives Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter und gleichzeitig ein Dienstleistungszentrum zu schaffen. „Mitarbeiter und Mitglieder sollen sich hier wohlfühlen und begegnen“, so Schmerold.
„Ein Standortwechsel geht immer mit einem Bruch der Gewohnheiten einher“, sagt Linus Waltenberger vom Beratungsunternehmen Moocon, das den Prozess begleitet hat. Angst vor dem Großraumbüro habe es natürlich anfangs gegeben, räumt er ein – auch wenn er bei der ÖAMTCZentrale lieber von „strukturierten Gruppenbüros, die offen zur Mittelzone sind“, reden will. In einem solchen sitzt übrigens auch Verbandsdirektor Schmerold, der beim Standard- Besuch aber noch auf den Schreibtisch von seinem früheren Büro am Schubertring wartete. Dass der Chef mit gutem Beispiel vorangeht, findet Waltenberger „entscheidend“für den Erfolg des Prozesses.
Um die Mitarbeiter für moderne Büroformen an Bord zu holen, wurde schon vor dem Architekturwettbewerb in einer Arbeitsgruppe mit 80 Mitgliedern ein „Mood-Board“erarbeitet. Entstanden sei so im Vorfeld des Archi- tekturwettbewerbs ein Leitbild, „das die Identität der Organisation abbildet und auf einen Blick emotional erfassbar macht“, erzählt Waltenberger. Eine weitere Arbeitsgruppe hat einen „Möbelbaukasten“entwickelt. Auch die Erarbeitung von Spielregeln für die Zusammenarbeit wurde von den Mitarbeitern übernommen.
Auch über Desk-Sharing sei im Planungsprozess nachgedacht worden, erzählt Schmerold. Am Ende wären die Einsparungen aber zu gering gewesen: „Das war es uns nicht wert.“Allgemein würden die Arbeitsplätze zugunsten der Gemeinschaftsflächen kleiner ausfallen.
Insgesamt sind 27.000 m² Bruttogeschoßfläche entstanden. Und falls künftig mehr Platz gebraucht wird, können den aktuell fünf Bürotrakten, die vom zentralen Atrium wie Finger wegweisen, noch zwei weitere Trakte hinzugefügt werden, erklärt Christoph Pichler vom Architekturbüro Pichler & Traupmann Architekten. Dann schließe sich das Gebäude, das aus der Luft betrachtet wie ein Dreiviertelkreis aussieht, zu einem ganzen Kreis zusammen.
Übereinandergeschichtet
Für sein Architekturbüro war es das bisher größte Projekt. Die Vorgehensweise erklärt Pichler so: „Wir haben bei der Planung fast alle Konzeptionen über Bord geworfen.“Konkret habe man versucht, für sämtliche Funktionen des ÖAMTC die beste Lösung zu finden und diese dann übereinandergeschichtet.
Ganz unten, im ebenerdigen Eingangsbereich, sind die für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche, etwa die Rechtsberatung, das Reisebüro und Ausstellungsflächen. Hier gibt es auch freien Blick durch eine Glaswand hinunter in die Prüfhalle. Darüber liegen Konferenzbereiche, darüber die Mitarbeiterkantine und das Callcenter, das innerhalb einer Nacht vom früheren Standort in der Donaustadt umgesiedelt wurde – und um 6 Uhr früh pünktlich wieder in Betrieb ging.
In den drei obersten Stockwerken sind die Büroflächen untergebracht. Und oben auf dem Dach, quasi als „i-Tüpfelchen“, so Pichler, befindet sich der Flugrettungsstützpunkt von Christophorus 9, der ab Jänner hier und nicht mehr in Aspern stationiert sein wird.
All diese Funktionen würden ins Atrium münden, erklärt Architekt Pichler. Auf Fluchtstiegen wurde zugunsten der Architektur verzichtet, dafür gibt es von Glas ummantelte Fluchtstege an der Außenfassade, die in der Nacht spektakulär beleuchtet werden.
Die Nähe zur Tangente, immerhin die meistbefahrene Straße des Landes, ist für Schmerold übrigens kein Problem: „Wir sind ein Mobilitätsclub. Wenn nicht wir, wer dann?“Zudem dringe der Lärm dank durchdachter Architektur nicht ins Innere des Gebäudes und habe das Grundstück günstiger gemacht. „Und wenn man dann im Büro sitzt und aus den Augenwinkeln den Verkehr vorbeifließen sieht, dann hat das auch etwas Beruhigendes.“
Siehe auch Architektur-Kritik, Album A 8 Wien – Schlösser und alte Herrenhäuser haben mit dem gewöhnlichen Immobilienmarkt wenig gemein, eins aber schon: Auch hier hat die Lage zentrale Bedeutung. Liegt ein Schloss innerhalb einer Autostunde von Wien oder einer Landeshauptstadt, steigert dies Attraktivität und Preis.
Alexander Kurz vom gleichnamigen Salzburger Immobilienbüro hat derzeit neben Villen, Seegrundstücken und Wohnungen auch acht Schlösser im Programm. Er schätzt, dass maximal 30 Schlösser in Österreich auf dem Markt sind. Andere Makler setzen die Zahl noch niedriger an. „Ein Schloss ist sehr schwer zu verkaufen, wenn es nicht bestimmte Voraussetzungen erfüllt“, sagt Kurz. Auch innerhalb des Ortes muss es gut liegen, am besten freistehend. Ist es in gutem Zustand, im Idealfall gleich bewohnbar, lässt es sich ebenfalls leichter verkaufen. Ein großzügiges Grundstück rund ums Schloss, am besten mit einem Stück Wald und Eigenjagd, wird von der schmalen Klientel ebenfalls oft erwartet.
Fridolin Angerer, bei Spiegelfeld Immobilien zuständig für Forste und Schlösser, hat etwa im August die „Burg“in Eggenburg im Waldviertel verkauft. Das Gebäude ist allerdings nicht die einstige mittelalterliche Stadtburg, sondern eine Villa aus dem 19. Jahrhundert, die an selber Stelle steht. Derzeit bietet Spiegelfeld Immobilien eine 260 Quadratmeter große Wohnung an, untergebracht im Schloss Primmersdorf, ebenfalls im Waldviertel. „Ich würde niemandem raten, ein Schloss nur zu kaufen, um drauf zu setzen, es in zehn Jahren besser zu verkaufen. Wenn man alle Maßnahmen und Kosten einrechnet, wird netto kein Gewinn bleiben“, sagt Angerer. Ein „Geschäftsmodell“sei ein Schlosskauf nicht. (kap)