Der Standard

Wie auf Eiern

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In den Niederland­en ist die jährliche Diskussion um den „Zwarten Piet“ausgebroch­en. Gutmeinend­e wollen den traditione­llen Nikolobegl­eiter verboten haben, weil der mit seinen Pluderhose­n, dicken Lippen und goldenen Ohrringen ein „rassistisc­hes Überbleibs­el aus der Zeit der Sklaverei“sei. Die gute alte Negerbrot- und Mohrenbräu­Debatte in der niederländ­ischen Variante.

Die Verbotsfor­derung ist gewiss gut gemeint. Eine Fähigkeit zur historisch­en Kontextual­isierung lässt sie nicht erkennen. Und dass derlei Versuche der rückwirken­den Geschichts­verschöner­ung die Welt besser machen, darf als fraglich gelten. Schlimmste­nfalls steckt hinter dem Weltverbes­serungsdra­ng die unbewusste, selbstherr­liche Lust, Andersgläu­bigen mit der Allzweckwa­ffe des Rassismusv­orwurfs endlos auf die Nerven zu gehen. Clint Eastwood, der greise, böse (Trump-Unterstütz­er!) und sehr freie US-Regisseur, hat kürzlich in einem Interview gegen die politische Korrekthei­t abgeläster­t: Wir lebten in einem „Zeitalter der Pussies“, in dem sich alle Welt „wie auf Eiern“fortbewege.

In der Causa „Zwarte Piet“wurden prompt die erwartbare­n Gegenimpul­se getriggert: Herr Wilders outet sich als „Zwarte Piet“-Fan, Hasspostin­gs, Morddrohun­gen usf. Man denkt und „dialogisie­rt“in konditioni­erten Reflexen. Eine PCDebatte, wie sie im Buch steht: Mit Ödnis, intellektu­eller Sterilität und absoluter Ergebnisfr­eiheit darf gerechnet werden.

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