Mangelnde Disziplin könnte Öldeal konterkarieren
Auch Nicht-Opec-Länder wie Russland haben sich verpflichtet, ab Jänner die Ölproduktion zu drosseln. Ziel der Förderländer ist ein höherer Preis für ihre Ware. Fraglich ist allerdings, ob sich alle an die Vereinbarung halten.
ANALYSE: Wien – Am Samstag hat sich im Kleinen wiederholt, was Ende November mit großem Tamtam in der Wiener Zentrale der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) eingeleitet worden ist: die erste Förderkürzung des Ölkartells seit 2008, bei der elf der 14 Opec-Länder (siehe Grafik) mitziehen wollen; ein Dutzend andere Förderländer wollen den als historisch bezeichneten Deal durch Eigenbeiträge ergänzen. So lautet zumindest die Zusicherung.
Der Vereinbarung nach, die bei der Opec-Konferenz vor eineinhalb Wochen bereits skizziert und nun um Details ergänzt und formalisiert wurde, könnte der Output ab Jänner in Summe um knapp 1,8 Millionen Fass (159 Liter) am Tag sinken. Um 1,19 Millionen Fass will die Opec ihre Produktion drosseln – gemessen an der durchschnittlichen Tagesproduktion im Oktober (33,72 Millionen Fass).
Alle Mitgliedsländer bis auf Nigeria und Libyen, die mit schweren Problemen kämpfen, und Indonesien, das als Nettoimporteur von Öl eine Mitgliedschaft in der Opec bis auf weiteres suspendiert hat, sind alle 14 Länder mit von der Partie. Iran ist als einzigem Kartellmitglied zugestan- den worden, seine Ölförderung bis Jänner um 90.000 Fass am Tag zu steigern. Das war eine der Bedingungen für den Deal. Iran, die Nummer drei unter den OpecFörderländern und ewiger Rivale von Saudi-Arabien, hätte sonst nie und nimmer grünes Licht für den Kürzungsbeschluss gegeben.
Zweifel an Zahlen
Und selbst das ist nicht selbstverständlich. Teheran hat lange Zeit gedrängt, das Produktionsniveau vor Einsetzen der internationalen Sanktionen bei vier Millionen Fass am Tag erreichen zu können, bevor man sich einen allfälligen Deckel gefallen ließe.
Und jetzt eben Russland und elf andere Länder, die zugunsten eines höheren Preises bereit zu sein scheinen, auf Menge zu ver- zichten. Oder dies zumindest ankündigen. Zwar wurde vereinbart, dass ein noch zu bestimmendes Monitoringkomitee darüber wachen soll, dass sich die Vertragsparteien auch tatsächlich an die Vereinbarungen halten und ihre Förderhähne um ein paar Windungen zugedreht lassen.
Von welchen Produktionszahlen aus welcher Statistik in welchem Zeitraum dabei ausgegangen werden soll, ist aber weiterhin unklar. Unklarheit gab es zunächst auch über die exakte Menge an Öl, die Nicht-Opec-Länder in Summe weniger aus dem Boden holen wollen: Sprachen die einen von 562.000 Barrel am Tag, wussten andere von 612.000 Barrel, die weniger gefördert werden sollen. Russland jedenfalls dürfte mit 300.000 Fass am Tag rund die Hälfte der Kürzung realisieren, Mexiko will seine Produktion um 100.000 Fass am Tag zurückschrauben, Kasachstan um 50.000 Fass am Tag.
Jüngste Nachrichten lassen Zweifel an der Kürzungsbereitschaft der Opec und einiger anderer Staaten aufkommen. Umfragen zufolge, die von Reuters und Bloomberg gemacht wurden, ist die Opec-Ölproduktion im November auf die Rekordhöhe von knapp 34,2 Mio. Fass gestiegen, um 1,7 Mio. Fass über dem ab Jänner gültigen Produktionsziel. Auch Staaten wie Russland haben die Produktion zuletzt stark erhöht.
Disziplin war zumindest in den vergangenen zwei Jahrzehnten nie die große Stärke der Opec. Auch Abstimmungsversuche mit Förderländern außerhalb des Klubs gingen bisher regelmäßig schief. Wenn ruchbar werden sollte, dass auch nur ein Land gegen die Regeln verstößt, dürfte es mit der Zurückhaltung der anderen zugunsten eigener Marktanteilsgewinne Schluss sein. Zumindest davon kann man mit ziemlicher Sicherheit ausgehen.