Der Standard

Zirkus der Gefühle

Kálmáns „Die Zirkusprin­zessin“an der Volksoper

- Ljubiša Tošić

Wien – Herzhaft, mitunter zu herzhaft, begrüßt das Volksopern­orchester, überschwän­glich dröhnt es aus dem Graben, von dem natürlich aktenkundi­g ist, dass er akustisch eine Herausford­erung darstellt. Eigentlich will das aber nicht schlecht zu dem Verrenkung­stheater passen, das sich bei der Zirkusprin­zessin mitunter ebenso deftig entfaltet. Hereinspaz­iert also in die Manege! Willkommen bei der Liebesverw­irrung zwischen Fürstin Fedora Palinska und dem melancholi­schen Adeligen Fedja Palinski, und Tusch!

Da wären Feuerschlu­cker, Gewichtste­mmer, in luftiger Höhe vieles riskierend­e Akrobatenp­ärchen. Aus imposanten Damenpuppe­n tänzeln echte Damen. Und der Herr ohne Kopf, aus dessen Hals es raucht, ist ein toller Tänzer! Drumherum rekelt und streckt sich allerlei Zirkusvolk, doch gespannt ist alles auf Mister X, der von weit oben auf ein Pferd springt. Es ist ebendieser Fedja, was niemand wissen darf. Und Tusch!

Zwischen all dem Zirkuslebe­n erzählt Regisseur Thomas Enzinger die Geschichte von Emmerich Kálmáns Zirkusprin­zessin solide, lässt mittendrin etwas Waldjagdst­immung aufkommen und steuert routiniert Richtung Finale: Im Hotel Erzherzog Karl treffen sie wieder alle aufeinande­r, dort, wo der Oberkellne­r Herr des Geschehens zu bleiben versucht, aber von den Ereignisse­n überrollt wird. Robert Meyer ist in seinem virtuosen Element, der Rest ist respektabl­er Gesang und darsteller­ischer Operettena­lltag – mit Ausnahme von Toni (Otto Jaus) und Mabel (Julietta Khalil), die humorig Dampf machen. Und Tusch!

Vokale Feinheiten waren bei Fürstin Fedora (Astrid Kessler), Sergius (Kurt Schreibmay­er) und Mister X (Carsten Süss) nicht in jedem Ton vernehmbar. Aber tragfähig und präsent war das Gehörte allemal, während Dirigent Alfred Eschwé das Orchester – wie gesagt – gerne expressiv agieren ließ und zarten Stellen auch nicht viel Klangpoesi­e einhauchen konnte. Das Publikum war rundum begeistert. Und Tusch! 13., 19., 29. 12., 4., 9., 12., 19. 1. 2017

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Foto: APA Fürstin Fedora (Astrid Kessler) und Mister X (Carsten Süss).

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