Der Standard

Erdogans Allianz

- Markus Bernath

Jeder Terroransc­hlag, welcher der kurdischen Untergrund­armee PKK zur Last gelegt wird, stärkt in der Türkei nun die neue nationalis­tisch-islamische Allianz. Diese Allianz will die militärisc­he Lösung der Kurdenfrag­e im Land und die Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e; sie arbeitet auf die Rückkehr zu einem Führerstaa­t hin wie in den 1930er- und 1940er-Jahren unter Mustafa Kemal Atatürk und dessen Nachfolger Ismet Inönü; und sie nimmt auch einen Abbruch des Projekts des EU-Beitritts der Türkei in Kauf.

Die Fürspreche­r einer politische­n Lösung für die kurdische Volksgrupp­e in der Türkei – sie stellt eine bedeutende Minderheit von vielleicht zwölf Millionen Menschen dar – werden zwischen der nationalis­tisch-islamische­n Allianz und den Terroriste­n der PKK aufgeriebe­n. Das ist auch so beabsichti­gt. Im Parlament werden deshalb bald nur noch drei Parteien sitzen; wenn sich die rechtsgeri­chteten Nationalis­ten nicht fügen, wie es Staatschef Tayyip Erdogan will, auch nur noch zwei: Erdogans konservati­vislamisch­e AKP und die Sozialdemo­kraten der CHP.

Ist die Präsidialv­erfassung erst einmal eingeführt, braucht Erdogan die Nationalis­ten der MHP nicht mehr. Für die Kurden ist der politische Gezeitenwe­chsel innerhalb von nicht einmal zwei Jahren jedoch verheerend. Eine ganze Generation junger Kurden hat mit dem türkischen Staat abgeschlos­sen. Sie ist das Reservoir der PKK.

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