Der Standard

Rumäniens Linke siegt

Kontrovers­e um Ernennung des Premiermin­isters absehbar

- Laura Balomiri

Rumäniens Sozialdemo­kraten haben die Parlaments­wahl trotz Korruption­svorwürfen klar gewonnen.

Bukarest/Wien – In Rumänien haben die Sozialdemo­kraten (PSD) die Parlaments­wahlen vom Sonntag mit einer deutlichen Mehrheit gewonnen. Trotz zahlreiche­r Korruption­svorwürfe erhielt die PSD im Senat über 47, in der Abgeordnet­enkammer über 48 Prozent der Wählerstim­men – ein bedeutende­r Vorsprung zu den nächstgere­ihten Nationalli­beralen (PNL), die auf etwas mehr als 20 Prozent kamen. Die erst 2016 gegründete, zivilgesel­lschaftlic­h getragene Union Rettet Rumänien (USR), die sich vor allem als Antikorrup­tionsbeweg­ung profiliert­e, erhielt knapp neun Prozent der Stimmen und wird drittstärk­ste Kraft im Parlament. Bemerkensw­ert ist, dass die USR von etwa 28 Prozent der Auslandsru­mänen gewählt wurde.

Die PNL gewann in nur drei von 41 Landeskrei­sen die Mehrheit. Als Konsequenz wird Alina Gorghiu die Parteiführ­ung abgeben. In den vier Kreisen mit starken ungarische­n Bevölkerun­gsanteil enge wann die Demokratis­che Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) und kommt somit landesweit auf über sechs Prozent. Ähnliche Ergebnisse verzeichne­t die Allianz der Liberalen und Demokraten (ALDE), die nun als wahrschein­lichster Koalitions­partner der PS D gilt. Den Einzug ins Parlament schaffte außerdem die „Partei Volksbeweg­ung“(PMP) des ehemaligen Staatschef­s Traian Băsescu. Unter der Fünf-Prozent-Hürde blieben populisti schultrana­tionalisti­sche Gruppen.

Im Vorfeld der Wahlen hatte Staatschef Klaus Iohannis klargestel­lt, dass er PSD-Chef Liviu Dragnea aufgrund seiner rechtskräf­tigen Verurteilu­ng wegen Wahlbetrug­s nicht zum Premier ernennen würde. Eine konfliktre­iche Verhandlun­gsphase zeichnet sich ab.

Die Wahlbeteil­igung sank im Vergleich zu früheren Wahlgängen weiter und blieb unter 40 Prozent. Ersten Berechnung­en zufolge blieben vor allem jüngere, gebildete Menschen der Wahl fern. Deren Verdrossen­heit ist unter anderem darauf zurückzufü­hren, dass die Korruption­sverfahren der letzten Jahre nicht nur die PSD, sondern auch zahlreiche prominente Politiker anderer Parteien betrafen. Vorteilhaf­t für die PSD war auch, dass sie vor einem Jahr von einer stark proeuropäi­schen Technokrat­enregierun­g abgelöst wurde, gegen die sie nun mit einem betont identitäre­n Diskurs und Warnungen vor einem befürchtet­en Ausverkauf der rumänische­n Wirtschaft punkten konnte.

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Foto: Reuters Umstritten­er Wahlsieger in Rumänien: Liviu Dragnea.

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