Nokia probiert ein Handy-Comeback
Einst dominierte der finnische Konzern den globalen Handymarkt. Dann verpasste er das iPhone. 2017 wagt man ein Comeback – doch damit dieses gelingt, braucht es mehr als bloß gute Smartphones.
Espoo/Wien – Auch die geballte Macht des Softwareriesen Microsoft als Partner war zu wenig. Von Apples iPhones und der Konkurrenz mit Googles Android-System abgehängt, wagte sich Nokia 2010 mit Windows Phone in den Markt. Doch selbst jahrelange Anstrengungen brachten der neuen Plattform nicht den Durchbruch. 2014 übernahm Microsoft die Gerätesparte der Finnen und benannte sie in Microsoft Mobile um. Mittlerweile hat man sich mangels Erfolg aus der Telefonherstellung zurückgezogen.
Ab 2017 wird Nokia wieder unter eigener Marke Smartphones verkaufen. Vermarktung und Herstellung übernimmt die eigens gegründete Firma HMD Global. Man setzt auf Android und verspricht „umwerfende“Geräte. Will Nokia sich langfristig wieder etablieren, ist das allein aber zu wenig.
Gedrängter, gesättigter Markt
Denn der Markt hat sich deutlich verändert. 2010 hätte man noch Chancen gehabt, mit ordentlicher Hardware und einem ausge- reiften System zu punkten. Während Nokias Lumia-Smartphones zwar technisch anspruchsvoll waren, hinkte die junge WindowsPhone-Plattform der Konkurrenz jedoch hinterher. Die Hochpreisstrategie und die Entscheidung, die erste Generation der Geräte nicht auf die Folgeversion Windows Phone 8 zu aktualisieren, taten ihr Übriges, um früh viel Potenzial zu verschenken.
Die Ausgangslage ist 2017 eine andere. Fast jeder hat schon ein Smartphone, selbst in einst boomenden Schwellenmärkten wie China geht das Wachstum stark zurück. Um Kunden zu einer Neuanschaffung zu überzeugen, braucht es starke Argumente. Das Problem: Gute Smartphones werden auch von Samsung, Huawei und Konsorten gebaut. Nokia muss hier nicht nur ein konkur- renzfähiges Produkt liefern, sondern auch den eigenen Namen wieder etablieren. Nostalgiker allein sind als Zielgruppe zu klein.
Lernen von OnePlus
Dabei könnte der Konzern von Firmen wie Xiaomi oder OnePlus lernen. Diese halten ihre Kosten durch straffen Online-Vertrieb sowie Marketing auf sozialen Netzwerken niedrig und geben ihre guten Handys zu sehr niedrigen Gewinnmargen ab. Sie nutzen die Telefone als Motor für den Verkauf anderer Produkte. OnePlus etwa bietet auch Hüllen, Ladekabel und andere Accessoires von guter Qualität an.
Auch Nokia wird ein Ökosystem rund um seine Marke schaffen müssen. Beschränkt man sich auf gute Smartphones allein, wird man in der Masse untergehen.