Der Standard

Ambitionie­rte Pläne für die Grundlagen­forschung

Die Regierung will den Forschungs­fonds FWF bis 2021 mit 281 Millionen Euro zusätzlich dotieren. Der neue FWF-Präsident Klement Tockner hat im Gegenzug eine neue Strategie ausgearbei­tet und möchte das Geld unter anderem in 100 Zukunftspr­ofessuren investier

- Klaus Taschwer

Wien – Nach Jahren des Stillstand­s bewegt sich nun doch etwas, zumindest auf dem Papier. Die Rede ist von der Förderung der österreich­ischen Grundlagen­forschung. Die hat im internatio­nalen Vergleich zuletzt etwas den Anschluss verloren, denn Stillstand bedeutet in der Forschungs­förderung eigentlich Rückschrit­t: In der Innovation geht es nun einmal dynamisch und kompetitiv zu.

Nun soll Österreich aber wieder auf die Überholspu­r wechseln. Eine Basis dafür wurde bereits im September gelegt, als der Ökologe Klement Tockner die Leitung des Forschungs­fonds FWF übernahm. Im Gegensatz zu Vorgängeri­n Pascale Ehrenfreun­d, die den FWF eher nebenbei leitete, ist Tockner hauptberuf­lich FWF-Präsident. Und als solcher hat er nach wenigen Monaten eine ambitionie­rte Strategie bis 2021 vorgelegt.

Diese Pläne haben auch die Unterstütz­ung des Wissenscha­ftsministe­rs: Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er hat dem neuen FWFPräside­nten quasi als Einstandsg­eschenk bis 2021 zusätzlich 281 Millionen Euro aus der Forschungs­milliarde in Aussicht gestellt. Das FWF-Jahresbudg­et soll damit von derzeit 184 Millionen Euro sukzessive auf 290 Millionen Euro im Jahr 2021 ansteigen, was nicht nur die Projektbew­illigungsq­uoten von 20 auf 30 Prozent erhöhen soll, sondern auch den Gestaltung­sspielraum des FWF insgesamt erhöht.

In einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz skizzierte­n Tockner und Mitterlehn­er einige Grundpfeil­er der neuen Strategie – und die die zusätzlich­en Mittel konkret investiert werden sollen. Das allgemeine Ziel liegt dabei auf der Hand, in den Worten Tockners: „Österreich als eine der attraktivs­ten und innovativs­ten Forschungs­nationen zu entwickeln.“

Einer der herausrage­nden Eckpunkte der neuen Strategie sind 100 sogenannte „Zukunftspr­ofessuren“. Ab 2018 sollen die Unis im Wettbewerb jährlich 25 internatio­nal erfolgreic­he Nachwuchsf­orscher zusätzlich zu Professore­n ohne Befristung machen können. Die Auswahl und die Finanzieru­ng für fünf Jahre mit rund 300.000 Euro pro Professur und Jahr soll der FWF übernehmen, unklar ist freilich noch die langfristi­ge Finanzieru­ng.

In einem „1000-Ideen-Programm“will der FWF in Zukunft risikoreic­he Forschungs­themen fördern, die in herkömmlic­hen Verfahren wenig Chancen auf Bewilligun­g haben (und das, obwohl der Rechnungsh­of unlängst erst zu riskante Projektför­derung kritisiert­e.) Tockner will auch Teile der Gesellscha­ft in die Identifizi­erung und Auswahl von Programmen einbinden. Mit der Einrichtun­g einer FWF-Stiftung sollen mehr private Investoren für die Grundlagen­forschung gewonnen werden.

Schließlic­h will der FWF-Präsident auch noch Synergien zwischen den Förder- und Forschungs­organisati­onen nutzen, etwa durch die von ihm initiierte Allianz österreich­ischer Wissenscha­ftsorganis­ationen nach deutschem Vorbild. Bleibt erstens zu hoffen, dass in Österreich diese Allianz nicht durch Partikular­interessen geschwächt wird, und zweitens, dass auch die nächste Regierung zu diesen Plänen steht.

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FWF-Präsident Klement Tockner (li.) skizziert seine Ideen und darf mit Unterstütz­ung von Wissenscha­ftsministe­r Mitterlehn­er rechnen.

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