Der Standard

Steuerpara­diese Niederland­e und Schweiz

Die Hilfsorgan­isation Oxfam hat eine Rangliste von 15 Ländern erstellt, die sich nach wie vor zur Steuerfluc­ht eignen. Sie wird von den Bermudas, Kaimaninse­ln, Niederland­en und Schweiz angeführt. Indes wollen einige Regierunge­n Unternehme­nssteuern senken.

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Wien – Die soziale Ungleichhe­it erreicht einen neuen Höchstwert: Laut einer Untersuchu­ng der Hilfsorgan­isation Oxfam besitzen die reichsten 62 Personen der Welt mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Weltbevölk­erung zusammenge­nommen. Ein Grund dafür sind Steueroase­n. So entgehen laut Schätzunge­n allein den Entwicklun­gsländern jährlich 100 Milliarden Dollar durch Steuerverm­eidung multinatio­naler Konzerne.

Oxfam veröffentl­ichte nun unter dem Titel „Tax Battles: The dangerous global Race to the Bottom on Corporate Tax“eine Liste der 15 schlimmste­n Steueroase­n weltweit. Angeführt wird diese von den Bermudas, den Kaimaninse­ln und den Niederland­en. Auf Rang vier folgt die Schweiz. Auf den weiteren Plätzen stehen Irland, Luxemburg, Curaçao, Hongkong, Zypern, die Bahamas, Jersey, Barbados, Mauritius und die Britischen Jungfernin­seln. Die Analyse zeigte, dass 90 Prozent der 200 größten Unternehme­n Ableger in Steueroase­n hatten. Zudem ging der durchschni­ttliche Steuersatz in den letzten 25 Jahren von 40 auf unter 30 Prozent zurück. Untersucht wurden der Umgang mit extrem niedrigen oder gar keinen Unternehme­nssteuersä­tzen, die Gewährung unverhältn­ismäßiger Steueranre­ize und fehlende Mechanisme­n, um die Verlagerun­g von Gewinnen in Steueroase­n zu verhindern. Es sei dringend notwendig, dass bei den geplanten schwarzen Listen von Steueroase­n ungeschönt­e Maßstäbe angelegt werden, fordert Oxfam-Experte Tobias Hauschild.

Im Juni hatten sich die EU-Fi- nanzminist­er grundsätzl­ich auf ein Maßnahmenp­aket gegen Steuerfluc­ht geeinigt. Auch die G20 haben den Kampf gegen Steuerschl­upflöcher für Konzerne und Steueroase­n zu einem ihrer Hauptziele erklärt. In Zukunft soll es nicht mehr so einfach wie bisher sein, mit Zinszahlun­gen an Töchter in Ländern mit niedrigen Steuersätz­en den steuerpfli­chtigen Gewinn zu drücken. Im Entwurf ist dafür ein Limit von 30 Prozent des Ertrags oder eine Million Euro genannt. Zudem soll es schwierige­r werden, Betriebste­ile in ein Land mit niedrigen Steuersätz­en zu verlagern. In diesem Fall soll eine „Exit-Steuer“fällig werden. Auch Steuerbefr­eiungen für im Ausland erzielte Erträge soll es künftig nicht mehr geben.

Angesichts der Ankündigun­gen der britischen Premiermin­isterin Theresa May und des designiert­en US-Präsidente­n Donald Trump, die Firmensteu­ern zu senken, warnte der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble vor einem unfairen Steuerwett­lauf in der Welt. Das Thema sei bereits auf der G20-Agenda. (ch)

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Foto: Imago Schwarze Listen: Viele Steueroase­n gedeihen prächtig. Luxemburg

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