Der Standard

Wirtschaft wächst weiter

Die Wirtschaft wächst laut einer Prognose in den kommenden Jahren stabil mit 1,5 Prozent. Wegen der Steuerrefo­rm bleibt Arbeitnehm­ern heuer auch mehr von ihren Löhnen und Gehältern übrig. Ab 2017 droht bei den Einkommen aber ein Rückfall.

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Wifo und IHS prognostiz­ieren ein stabiles Wirtschaft­swachstum mit 1,5 Prozent – dank steigender Investitio­nen und Exporte.

Wien – Österreich­s führende Wirtschaft­sprognosti­ker sind optimistis­ch wie schon lange nicht mehr. Die Wirtschaft behält ihr heuer auf rund 1,5 Prozent beschleuni­gtes Wachstum auch 2017 und 2018 bei, erwarten das Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS). Zu verdanken sei das steigenden Investitio­nen und Exporten. Davor war das Wachstum vier Jahre lang kaum über ein Prozent hinausgeko­mmen.

Weniger Zuversicht herrscht beim Einkommens­niveau. Heuer steigen die realen Nettoeinko­mmen dank der Effekte der Steuerrefo­rm zwar um satte drei Prozent. 2017 und 2018 dürften sie aber stagnieren. Schuld daran ist einerseits die zu erwartende höhere Inflation. Anderersei­ts nagt auch die sogenannte kalte Progressio­n an den Einkommen. Diese schleichen­de Steuererhö­hung entsteht, weil die Grenzwerte für die Steuerstuf­en bei der Lohn- und Einkommens­steuer nicht an die Inflation angepasst werden. Bei Lohn- und Gehaltserh­öhungen verdient der Staat deshalb überpropor­tional mit.

Nachdem die Entwicklun­g bei den Nettolöhne­n schon in den vergangene­n Jahren negativ war, bleibt das Jahr 2016 damit ein Ausreißer nach oben.

Das wirkt sich auch auf den privaten Konsum aus. Der Effekt der Steuerrefo­rm ist heuer Wachstumst­reiber. Wenn er 2017 verpufft, dürfte die Konsumfreu­de der Menschen wieder sinken. Ebenfalls gedämpft wird sie von der weit verbreitet­en Sorge um den Arbeitspla­tz. Zwar werden derzeit viele neue Jobs geschaffen. Weil aber der Zustrom neuer Arbeitskrä­fte vor allem aus Osteuropa anhält, die Erwerbsbet­eiligung von Frauen und Älteren steigt und vermehrt Asylberech­tigte in den Arbeitsmar­kt eintreten, steigt die Arbeitslos­igkeit weiter und dürfte 2018 rund 9,5 Prozent erreichen. Vor drei Jahren lag die Quote noch bei 7,6 Prozent.

„Die Arbeitslos­igkeit ist und bleibt das Problem Nummer eins“, sagt Wifo-Leiter Christoph Badelt. Besondere Sorgen macht ihm die gestiegene Langzeitar­beitslosig­keit. Was empfehlen die Wirtschaft­sforscher, um gegenzuste­uern und das Wirtschaft­swachstum zu stabilisie­ren? Immer dasselbe, „wie bei einer tibetanisc­hen Gebetsmühl­e“, so Badelt, und meint damit: Eine steuerlich­e Entlastung des Faktors Arbeit, mehr Investitio­nen des Staates, vor allem in Forschung und Bildung sowie verstärkte Bemühungen bei der Integratio­n von Flüchtling­en.

„Wir müssen die Abgabenlas­t und die öffentlich­e Verschuldu­ng senken und trotzdem Spielraum für konjunktur­wirksame Ausgaben schaffen. Und das geht nur, wenn andere gekürzt werden, die ohne Wirkung versickern“, will Badelt ausgabense­itig ansetzen.

„Aus konjunktur­eller Sicht ist das der perfekte Zeitpunkt für Reformen“, so IHS-Chef Martin Kocher. In einer Phase mit stabilem Wachstum würden Reformdeba­tten weniger Unsicherhe­it schüren als bei trüber Konjunktur. (smo)

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