Widersprüche zu Aleppo
Streit um Fortschritte – Putin will mit Erdogan sprechen
Damaskus – Zunächst stetig, dann immer langsamer schritt am Freitag die Evakuierung der bisher von Rebellen kontrollierten Stadtteile der syrischen Metropole Aleppo voran. Während in der Früh noch Busse und Transporter Rebellen, Zivilisten und Verletzte abtransportierten, kam die Bewegung am Vormittag wieder ins Stocken.
Über die Gründe gab es verschiedene Angaben. Das syrische Militär und Russland sprachen von Angriffen einzelner Rebellen auf Transporte und vom Versuch, Kriegsmaterial aus den bisher belagerten Stadtteilen zu schmuggeln. Rebellen beschuldigten dagegen schiitische Milizen, die mit der Regierung verbündet sind, die Transporte angegriffen zu haben.
Besonders schiitische Gruppen hatten in den vergangenen Tagen auf einem Tauschgeschäft beharrt: Dabei geht es um die Evakuierung der beiden Ortschaften Foua und Kefraya, deren mehrheitlich schiitische Bevölkerung seit Monaten von Milizen der Fatah-Front bela- gert wird. Die Fatah-Front war bis vor ein paar Monaten als NusraFront die Al-Kaida-Filiale in Syrien. Über die Gespräche gab es immer wieder unterschiedliche Angaben: Nachdem in den vergangenen Tagen schon von einer Einigung die Rede war, stand diese am Freitag wieder infrage – bis zum Nachmittag, als erneut eine Einigung vermeldet wurde.
Seltene Uneinigkeit gab es auch zwischen Russland und der syrischen Regierung. Aus Moskau hieß es am Nachmittag, die Evakuierungen in Aleppo seien abgeschlossen. Syriens Armee widersprach kurz darauf: Es gebe noch viele Personen, die das Gebiet verlassen müssten. Hilfsgruppen sahen die Operation ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Wladimir Putin teilte vor der Abreise von seinem Besuch in Japan mit, er wolle nun mit dem türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan über eine Friedenslösung für das Land verhandeln – ohne Einbeziehung der USA und der Uno. (red)