Grüne wollen mit neuem Frontmann weiterwachsen
Der neue Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik, maßgeblich an der Kampagne des baldigen Bundespräsidenten beteiligt, soll den Grünen nun zu weiteren Wahlsiegen verhelfen.
Wien – Hier stehen keine kantigen Stammtische herum, an denen Wutbürger ihrem Frust über die lausige Politik Luft machen, sondern wiederverwertete Sofas vom Flohmarkt, in denen sich hippe Freiberufler miteinander vernetzen: Im Wiener Hub, mitten im Bobo-Bezirk Neubau, präsentiert die grüne Chefin Eva Glawischnig, seit Tagen im Clinch mit Peter Pilz, Aufdecker der Partei und Fürsprecher eines Linkskurses mit scharfen Kanten, Freitagmittag vor schicken Sichtbetonwänden ihren neuen Bundesgeschäftsführer. Robert Luschnik, 49, bisher Klubdirektor im Parlament, nun Nachfolger von Stefan Wallner, wurde soeben vom 28-köpfigen Erweiterten Bundesvorstand der Grünen einstimmig und ohne jede Enthaltung gewählt.
Glawischnig spricht von einem „berauschenden Ergebnis“– ohne zu erwähnen, dass Luschnik der einzige Kandidat für den neu zu besetzenden Posten war. Und sie erklärt, wie die Partei, nachdem es ihr Vorgänger in die Hofburg geschafft hat („ohne jede Hetze!“), weiterwachsen will: mit Fokussierung auf die junge Wählerschaft samt klarer Europa-Orientierung, dem Kampf gegen den Klimawandel und die auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich – sowie der Garantie, als „einzige Partei“einen Pakt mit der FPÖ „zu hundert Prozent“auszuschließen.
Luschnik, an der Kampagne für den jetzt designierten Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen maßgeblich beteiligt, erklärt in seiner neuen Funktion, dass man die anstehenden Wahlen weiterhin mit dem Eintreten für Werte wie Menschenrechte, Toleranz, Offenheit, Solidarität gewinnen könne – und viele Menschen seien auch bereit, sich dafür und gegen eine Machtübernahme der Blauen im Kanzleramt und im Parlament zu engagieren. Dazu gelte es auch den Wählern zu zeigen, dass es überall, wo Grün mitregiert, Verbesserungen der Lebensqualität gebe (siehe Öffis, Kindergärten, Sozialleistungen), während die Freiheitlichen nur Skandale wie das Hypo-Desaster, die BuwogAffäre, den Eurofighter-Deal hinterließen.
Wie er es mit dem von Pilz geforderten Linkspopulismus halte? Hier weicht der neue Bundesgeschäftsführer gekonnt aus – und verweist lieber auf die ebenfalls einstimmigen Beschlüsse der Partei, was ihre strategische Ausrichtung betrifft. Gastkommentar S. 39
Kopf des Tages S. 40