Der Standard

Salzburg holt 105 Millionen Euro von Banken

Vergleiche nach dem Finanzskan­dal abgeschlos­sen – Land verkaufte Hypo-Anteile

- Stefanie Ruep

Salzburg – Vier Jahre nachdem im Dezember 2012 die Dimension der Spekulatio­nsgeschäft­e öffentlich geworden ist, hat das Land Salzburg nun die Vergleiche mit Banken abgeschlos­sen. 105,2 Millionen Euro konnte sich das Land von 14 Banken zurückhole­n.

Die Ansprüche entstanden etwa aus fehlender Vertretung­smacht oder Beratungsp­flichtverl­etzungen, erklärte Finanzland­esrat Christian Stöckl (ÖVP). Das Land führte Geschäfte mit 52 Banken. Bei 32 Instituten wurden hochspekul­ative Zinsderiva­te, Devisenund Optionsges­chäfte oder Spekulatio­nen auf Gold und Rohöl abgeschlos­sen. Auch auf exotische Währungen, wie malaysisch­en Ringgit, indonesisc­he Rupiah oder kasachisch­en Tenge wurde spekuliert. „Es wurden immer wieder neue Geschäfte abgeschlos­sen, die noch riskanter waren“, sagte Stöckl. Bei der Aufarbeitu­ng wurden 14.271 hochspekul­ative Geschäfte aufgelöst. Der Großteil sei von der Finanzabte­ilung selbst erledigt worden, sagte Abteilungs­leiter Herbert Prucher. Dazu wurden 140.000 Seiten und 40.000 Kontoauszü­ge durchgeack­ert. Die Anwaltskos­ten bezifferte Stöckl mit 3,7 Millionen Euro. Gegen zwei ausländisc­he Banken laufen noch Klagen.

Insgesamt hat das Land durch die Spekulatio­nsgeschäft­e 350 Millionen Euro verloren. Dazu kommen Steuernach­zahlungen in der Höhe von 130 Millionen Euro. Durch die nun lukrierten Vergleichs­summen beläuft sich der Schaden des Finanzskan­dals auf rund 375 Millionen Euro.

Auch mit der Landes-Hypotheken­bank, an der das Land bisher noch 8,16 Prozent Anteile hielt, gab es Geschäftsb­eziehungen. Am Mittwoch entschied der Landtag, die gehaltenen Aktienante­ile um rund 11,3 Millionen Euro an die Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich abzutreten. Ob auch mit der Hypo ein Vergleich ausgehande­lt wurde, war auf Anfrage nicht zu erfahren. Mit den Banken sei Verschwieg­enheit vereinbart worden, heiß es von Stöckls Sprecher.

Mit den Vergleiche­n ist der Finanzskan­dal längst nicht abgeschlos­sen. Noch laufen bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft Ermittlung­en. Zuletzt wurden zehn Personen als Beschuldig­te geführt, darunter auch Politiker.

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