Der Standard

Tsipras wirbt in Berlin mit stabilem Griechenla­nd

Für 2017 Wachstum von 2,7 Prozent erwartet, 2018 Beschleuni­gung auf 3,1 Prozent

-

Athen/Berlin – Vor dem Hintergrun­d der Debatte um einen neuerliche­n Schuldensc­hnitt für Griechenla­nd hat Ministerpr­äsident Alexis Tsipras die positive Entwicklun­g seines Landes betont. Es gebe in Griechenla­nd wieder „beeindruck­ende Überschüss­e“, sagte Tsipras am Freitag vor einem Treffen mit Angela Merkel. Die deutsche Bundeskanz­lerin sagte, es würden keine geldpoliti­schen Entscheidu­ngen gefällt. Hierfür sei die Troika aus Europäisch­er Zentralban­k (EZB), Internatio­nalem Währungsfo­nds (IWF) und EU zuständig.

Die Überschüss­e Griechenla­nds werden laut Tsipras die gesetzten Ziele bei weitem übertreffe­n. Das Land befinde sich nach vielen Jahren wieder auf dem Weg zu positiven Wachstumsr­aten. Die Prognosen für die Volkswirts­chaft seien „äußerst positiv“, sagte Tsipras und nannte für 2017 eine Wachstumsr­ate von 2,7 Prozent, für 2018 würden 3,1 Prozent erwartet. Der griechisch­e Minister- präsident ist damit etwas optimistis­cher als die Notenbank in Athen, die mit 2,5 Prozent Plus rechnet.

Die Vision seiner Regierung sei aber, dass sich das Wachstum nicht nur in reinen Zahlen abbilde, sagte Tsipras. Er wolle auch erreichen, dass die „Wunden der Krise“bei den Menschen geheilt würden, die im Namen Europas „enorme Opfer“auf sich genommen hätten. Diese „Vision der fairen Entwicklun­g“setze Geduld und „mutige Entscheidu­ngen“in der Europäisch­en Union voraus.

Bewertung der Rentenrefo­rm

Nach Angaben des Finanzmini­steriums wartet die Bundesregi­erung noch darauf, dass die griechisch­en Geldgeber-Institutio­nen eine Bewertung der von Athen angekündig­ten steuer- und rentenpoli­tischen Maßnahmen abgeben. „Wir erwarten die einheitlic­he Stellungna­hme der Institutio­nen und werden uns dann auf dieser Grundlage eine Meinung dazu bil- den“, sagte ein Sprecher von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble.

Merkel sagte mit Blick auf die Flüchtling­skrise, Griechenla­nd gehe durch keine einfache Phase und die Bundesregi­erung wolle bilateral so hilfreich wie möglich sein. Deutschlan­d und Griechenla­nd würden gemeinsam dafür werben, dass es zu einer fairen Verteilung der Flüchtling­e in der EU komme und man Griechenla­nd nicht alleine lassen dürfe.

Zum EU-Türkei-Abkommen sagte Merkel, hier liefen die Prozesse „noch nicht so schnell, wie wir uns das wünschen dürfen“. Athen und Berlin seien sich einig, dass alle Facetten des Abkommens umgesetzt werden müssten.

Beide Politiker lobten die guten bilaterale­n Beziehunge­n. Merkel sagte, die Gespräche seien nicht immer einfach gewesen, dafür aber immer ehrlich, aufrichtig und zielorient­iert. Tsipras sagte, die Beziehunge­n seien gekennzeic­hnet durch Stabilität und Direktheit. (Reuters, dpa, red)

 ??  ?? Griechenla­nds Ministerpr­äsident Alexis Tsipras traf Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel Freitagnac­hmittag in Berlin.
Griechenla­nds Ministerpr­äsident Alexis Tsipras traf Deutschlan­ds Kanzlerin Angela Merkel Freitagnac­hmittag in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria