Der Standard

Volle Hosen

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Sebastian Kurz, seines Zeichens immerhin Außenminis­ter dieses Landes, nannte letztens die Kommunikat­ion internatio­naler Politiker bezüglich europäisch­er Grenzangel­egenheiten „Gelabere“. Diese doch erstaunlic­h eigenwilli­ge Form der diplomatis­chen Methodik lässt sich eventuell unter „Provokativ­therapie“zusammenfa­ssen oder vielleicht als „paradoxe Interventi­on“interpreti­eren. Oder aber unter „Schulhofpa­usengerede“. Passend dazu gab es verbal eine artverwand­te Re- tourkutsch­e von Heinz-Christian Strache, Exbürgerka­nzler, alternder Manegensta­r und immerhin noch Obmann der größten Opposition­spartei, der dem labernden Außenminis­ter ausrichtet­e: „Mit vollen Hosen ist gut stinken.“Was einen Trump in lichte Höhen gehoben hat, muss aber in Österreich nicht funktionie­ren.

Dem Volk, von dem man annimmt, es würde solche Vorgangswe­ise nur allzu gut goutieren, schaut man dabei eben nicht aufs Maul. Wie die Wahl zeigt, bevorzugt dieses solcherart eingeschät­zte Volk immer noch die gepflegte Konversati­on und ein Mindestmaß an gegenseiti­gem Respekt, von Internetrü­plern mal abgesehen.

Während des Wahlkampfs wurde übel gerüpelt, nach dem Wahlkampf ist offenbar vor dem Wahlkampf. Und gleichzeit­ig wird erwartet,dass der neue Präsident (der im unmoderier­ten Duell mit Norbert „Spionageen­ttarner“Hofer sich auch schon mal zur Scheibenwi­schergeste hinreißen ließ, was angesichts der mannigfalt­igen Provokatio­nen allzu menschlich war) nun die aufgerisse­nen Gräben zuschütten soll – während Ausdrucksw­eisen wie oben genannte das Niveau beharrlich weiter nach unten schrauben.

Europa ist noch lange nicht aus der Krise herausgeko­mmen. Es gibt verdammt viel zu tun. Besser ohne volle Hosen und Gelaber.

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