Altern ist womöglich umkehrbar
Forscher stellten langlebige Mäuse mit Extragenen her
La Jolla / Wien – Die biologische Uhr tickt unbarmherzig und lässt sich nicht zurückdrehen. Das gilt als unabänderliches Grundgesetz des Lebens, das notwendigerweise mit dem Sterben endet – nicht nur für den Menschen, sondern für alle Lebewesen.
Vor zehn Jahren gelang es dem japanischen Forscher Shinya Yamanaka, dieses Gesetz des Alterns bei Zellen mit einem Trick zu überwinden: Yamanaka konnte zeigen, dass sich erwachsene, ausdifferenzierte Zellen durch Umprogrammierung mithilfe von vier Genen wieder verjüngen lassen – zu sogenannten „induzierten pluripotenten Stammzellen“.
Dafür erhielt Yamanaka 2012 den Medizinnobelpreis, und die iPS-Zellen finden in der biomedizinischen Forschung seither breite Verwendung, da sie – im Gegensatz zu humanen embryonalen Stammzellen – ethisch unproblematisch sind. US-amerikanische Forscher haben nun einen ersten Beweis dafür angetreten, dass man die Reprogrammierung nicht nur zur Verjüngung von Zellen, sondern auch von ganzen Organismen verwenden kann, im konkreten Fall: von gentechnisch veränderten Mäusen.
Bisherige Versuche, Yamanakas Reprogrammierung auf Lebewesen anzuwenden, waren spektakulär gescheitert, alle Versuchstiere starben. Nun aber haben Juan Carlos Izpisua Belmonte und Kollegen vom Salk Institute in Kalifornien gentechnisch veränderte Mäuse hergestellt, die vier zusätzliche Kopien der Yamanaka-Gene aufwiesen. Diese wurden nur aktiviert, wenn die Mäuse zwei Mal pro Woche Wasser mit einem speziellen Wirkstoff tranken.
Wie die Forscher im Fachblatt Cell berichten, ließ sich dadurch tatsächlich eine Verlangsamung des Alterungsprozesses bewirken. „Wir zeigen, dass Altern formbar und – mit vorsichtiger Anwendung der Gene – sogar umkehrbar ist“, sagt Izpisua Belmonte, der im nächsten Schritt Wirkstoffe testen will, die einen ähnlichen Effekt wie die Yamanaka-Gene haben.