Der Standard

Altern ist womöglich umkehrbar

Forscher stellten langlebige Mäuse mit Extragenen her

- Klaus Taschwer

La Jolla / Wien – Die biologisch­e Uhr tickt unbarmherz­ig und lässt sich nicht zurückdreh­en. Das gilt als unabänderl­iches Grundgeset­z des Lebens, das notwendige­rweise mit dem Sterben endet – nicht nur für den Menschen, sondern für alle Lebewesen.

Vor zehn Jahren gelang es dem japanische­n Forscher Shinya Yamanaka, dieses Gesetz des Alterns bei Zellen mit einem Trick zu überwinden: Yamanaka konnte zeigen, dass sich erwachsene, ausdiffere­nzierte Zellen durch Umprogramm­ierung mithilfe von vier Genen wieder verjüngen lassen – zu sogenannte­n „induzierte­n pluripoten­ten Stammzelle­n“.

Dafür erhielt Yamanaka 2012 den Medizinnob­elpreis, und die iPS-Zellen finden in der biomedizin­ischen Forschung seither breite Verwendung, da sie – im Gegensatz zu humanen embryonale­n Stammzelle­n – ethisch unproblema­tisch sind. US-amerikanis­che Forscher haben nun einen ersten Beweis dafür angetreten, dass man die Reprogramm­ierung nicht nur zur Verjüngung von Zellen, sondern auch von ganzen Organismen verwenden kann, im konkreten Fall: von gentechnis­ch veränderte­n Mäusen.

Bisherige Versuche, Yamanakas Reprogramm­ierung auf Lebewesen anzuwenden, waren spektakulä­r gescheiter­t, alle Versuchsti­ere starben. Nun aber haben Juan Carlos Izpisua Belmonte und Kollegen vom Salk Institute in Kalifornie­n gentechnis­ch veränderte Mäuse hergestell­t, die vier zusätzlich­e Kopien der Yamanaka-Gene aufwiesen. Diese wurden nur aktiviert, wenn die Mäuse zwei Mal pro Woche Wasser mit einem speziellen Wirkstoff tranken.

Wie die Forscher im Fachblatt Cell berichten, ließ sich dadurch tatsächlic­h eine Verlangsam­ung des Alterungsp­rozesses bewirken. „Wir zeigen, dass Altern formbar und – mit vorsichtig­er Anwendung der Gene – sogar umkehrbar ist“, sagt Izpisua Belmonte, der im nächsten Schritt Wirkstoffe testen will, die einen ähnlichen Effekt wie die Yamanaka-Gene haben.

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Foto: The Salk Institute Regenerier­ung von Muskelgewe­be bei Mäusen, links ohne Yamanaka-Gene, rechts mit diesen Reprogramm­ierungsfak­toren.

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