Der Standard

Das „System“? Die Zivilgesel­lschaft!

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Die Wahl Norbert Hofers und damit eines Rechtspopu­listen mit mehr als bedenklich­em Hintergrun­d zum Staatsober­haupt wurde durch eine Anti-rechts-Allianz verhindert (gleich zweimal, im Mai und bei der Wiederholu­ng am 4. Dezember). u dieser Kraftanstr­engung haben sich Grüne, Linke, Liberale, Sozialdemo­kraten, ÖVPler, freischweb­ende Bürgerlich­e (Typus Griss) und vor allem viele Frauen sowie etliche bisherige Nichtwähle­r verbündet. Das ging sich dann auf einen Vorsprung von 350.000 Stimmen aus.

Das war eine ziemlich heterogene Wähleralli­anz, die ein einziges, ganz starkes Motiv hatte: gegen rechts.

Das gab den Ausschlag, obwohl vor der Wahl viele aus diesen Gruppen Resignatio­n gespürt hatten: Die Österreich­er fallen auf den Rechtspopu­lismus herein, der Hofer wird’s.

Dass es nicht so kam, lag auch am Engagement von Tausenden, wenn nicht Zehntausen­den: Sie produziert­en Filme und Postings und Aufrufe im Internet, sie sammelten via Crowdfundi­ng Geld, sie verteilten Flyer und halfen bei Versammlun­gen aus. Andere richteten Websites ein („es bleibt dabei“) oder verschickt­en im Schneeball­system Argumentat­ionen: Einer mailte massenweis­e „Warum man VdB nicht lieben, aber wählen muss“, Träger alter Namen forderten die Bourgeoisi­e auf, Vorbehalte gegen den „Kommuniste­n“VdB abzulegen, ein journalist­ischer Experte verschickt­e detaillier­tes Material zum clandestin­en Netzwerk

Zjener schlagende­n Burschensc­hafter, die die wahre Macht in der FPÖ sind und mit denen Hofer die Hofburgkan­zlei besetzt hätte. Das anti-rechte Österreich mobilisier­te.

Die FPÖ reagierte nach verlorener Wahl mit ihrer üblichen weinerlich­en Paranoia: „Das System“war gegen uns! Dazu fiel sogar dem KroneInnen­politiker Claus Pándi Bemerkensw­ertes ein: „Eine Partei, die stets das Opfer ist, ist zu weich und zu schwach für eine Regierungs­aufgabe.“Aber „das System“ist die Zivilgesel­lschaft. Es ist nichts anderes als jene Mehrheit an Bürgern, die keine rechte Machtübern­ahme wollen, bzw. jene eher konservati­ver Bürger, denen Norbert Hofer im Lauf des langen Wahlkampfe­s kenntlich und damit unheimlich geworden ist.

Die nächste Auseinande­rsetzung geht nun darum, ob die mehr als rechte FPÖ in diesem Land eine führende Rolle spielen soll. Immerhin 46 Prozent hätten ja nichts gegen einen rechten Bundespräs­identen gehabt. Aber man kann schon schließen, dass die Mehrheit im Lande keine Machtübern­ahme durch eine autoritäre Bewegung wie die FPÖ will. Es wird auch diesmal wieder notwendig sein, zu mobilisier­en – die Zivilgesel­lschaft kann das wieder übernehmen, diesmal halt jeweils in den einzelnen Parteien. Möglicherw­eise ergeben sich daraus auch für SPÖ und ÖVP, für Grüne und für die Neos Erneuerung­simpulse. ber das Entscheide­nde ist: Es wurde jetzt der Beweis erbracht, dass der autoritäre Rechtspopu­lismus nicht unbesiegba­r ist. Er kann wieder gelingen, wenn die traditione­llen Parteien aus der BP-Wahl lernen. hans.rauscher@derStandar­d.at

ACartoon: Rudi Klein (www.kleinteile.at)

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