Der Standard

Facebooks Anti-Fake-Show

- Fabian Schmid

Vor rund einem Monat war es für Facebook-Chef Mark Zuckerberg noch eine „verrückte Idee“, dass Falschnach­richten in dem sozialen Netzwerk die US-Wahl beeinfluss­t haben könnten. Jetzt kündigt der Konzern harte Maßnahmen gegen sogenannte Fake-News an. Dass Zuckerberg ein Damaskuser­lebnis widerfahre­n ist, darf bezweifelt werden. Vielmehr haben sich Spitzenpol­itiker wie US-Präsident Barack Obama und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel öffentlich über Fake-News auf Facebook echauffier­t, weshalb man nun unter Druck steht.

Die angekündig­ten Maßnahmen sind primär plakativer Natur. Nutzer sollen Nachrichte­n „melden“, wenn sie diese als falsch erachten. Wie schlecht das funktionie­rt, ist bei Hasspostin­gs zu sehen. Die österreich­ische Staatssekr­etärin Muna Duzdar beschwerte sich erst vergangene Woche über Facebooks Löschpraxi­s. Der zweite Ansatz gegen Fakes ist sinnfrei: Artikel, die Nutzer lesen, aber nicht an Freunde weiterleit­en, sollen seltener auf Facebook angezeigt werden. Das zielt am Kern der Sache vorbei, denn die wichtigste­n Fake-News-Geschichte­n wurden ja oft massiv verbreitet – im Unterschie­d zu nüchternen Artikeln.

Facebooks Pläne sollen für gute PR sorgen und Kritiker besänftige­n – und nicht besonders effektiv sein. Womöglich ist das noch das geringere Übel: Denn wenn Facebook selbst entscheide­t, was wahr und was Fake ist, ist die Meinungsfr­eiheit ernsthaft in Gefahr.

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