Der Standard

Der ORF, ein Irrtum

- Harald Fidler

Verstehen Sie den ORF und die Gebührener­höhung? Falls nicht, sind Sie nicht allein. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein großer Irrtum. Etwa wenn SPÖ und ÖVP über Zehntelpro­zentpunkte der GIS-Gebühr feilschen. Gibt der ORF einen Cent pro Tag und Haushalt nach und spart zehn Prozent mehr, stimmen rote und (bis dahin skeptische) schwarze Stiftungsr­äte geschlosse­n zu. Irrtum 1: ORF-Stiftungsr­äte entscheide­n nach Politwunsc­h und Fraktionen – das Gesetz sagt das Gegenteil. Irrtum 2: Politik ist verantwort­lich zu machen für diese Gebührenhö­he; sie machte das nun selbst. Irrtum 3: Der ORF muss laut geltendem Gesetz alle fünf Jahre einen Gebührenan­trag stellen: Er könnte jährlich, traut sich aber nicht.

Ein Irrtum auch, wenn sich Regierungs­spitzen von Bürgerfore­n nur nicht zu viele negative Stimmen erwarten.

Wer nur zahlen mag, was ihm im ORF gefällt, irrt ebenso. Dieser Irrtum verbindet grantige Gebührenza­hler mit dem ORF, der allen alles zu bieten sucht. Um etwa eine jüngere Werbezielg­ruppe ( zudem günstig) zu erreichen, füllt der Milliarden­konzern 67,5 Prozent von ORF 1 mit Kauffilmen und -serien. Keine Frage: Das Gesetz schreibt dem ORF auch „Unterhaltu­ng“vor. Aber ebenso etwa österreich­ische Identität.

Auftrag, Gebühren und ORF-Gremien nimmt sich Medienmini­ster Thomas Drozda für das Frühjahr vor. Da wären einige Irrtümer auszuräume­n – oder neue zu schaffen.

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