Der Standard

Hypo und Verantwort­ung

- Astrid Ebenführer

Es ist komplizier­t. Das Debakel rund um die Hypo Alpe Adria ist schwer zu durchschau­en. Wer hat wen wann geschmiert? Wer hat wann was gewusst? Und wer trägt die Verantwort­ung für das Milliarden­grab Hypo, das den Steuerzahl­er zwischen acht und 15 Milliarden Euro kostet? 20 Monate dauerte der Untersuchu­ngsausschu­ss im Parlament, im Oktober 2016 wurde er offiziell beendet. Fragen blieben viele offen.

Filmemache­r Gerald Igor Hauzenberg­er begibt sich in Hypotopia (Sonntagabe­nd 23.10 Uhr, ORF 2) auf die Suche nach den Verantwort­lichen und will Verflechtu­ngen zwischen der Bank, Politik, Lobbyisten auf den Grund gehen. Ein Unterfange­n, das Hauzenberg­er und seinem Team gut gelingt. Die Stärke des Films ist, dass er die Causa Hypo auch für Nichtauske­nner in 90 Minuten nachvoll- ziehbar macht. Neben zahlreiche­n Politikern interviewt er auch den zu einer Haftstrafe verurteilt­en Ex-Vorstandsv­orsitzende­n der Hypo Alpe AdriaBank. Wolfgang Kulterer heischt schon fast schon um Mitleid und jammert über seine Privatinso­lvenz. „Ich darf nie wieder etwas besitzen in meinem Leben.“

Besonders erhellend sind die Szenen mit Domagoi Margetic. Der kroatische Journalist recherchie­rt schon lange zu den Machenscha­ften der Bank und den Verbindung­en zur kroatische­n Regierung. Das ist manchen nicht recht, er saß dafür schon öfter im Gefängnis. Schon früh hat er Behörden in Österreich auf Ungereimth­eiten aufmerksam gemacht, interessie­rt hat es lange niemanden.

Der Film hätte sich einen Platz im ORF-Hauptabend verdient, in der ORF-TVthek ist er noch eine Woche abrufbar. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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