Der Standard

„Ein bissl an den Geheimdien­st KGB erinnert das schon“

SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Georg Niedermühl­bichler hält den Vertrag der FPÖ mit Putins Partei für „absolut jenseitig“und muss dabei an vergangene Zeiten denken.

- Katharina Mittelstae­dt Foto: Matthias Cremer

Standard: Mit welchen ausländisc­hen Parteien wurden denn von Vertretern der SPÖ bereits Kooperatio­nsverträge unterzeich­net? Niedermühl­bichler: In der Form, wie die FPÖ das jetzt getan hat, ist das absolut unüblich. Was man natürlich macht, ist, mit Schwesterp­arteien zusammenzu­arbeiten – in der Sozialisti­schen Internatio­nale, auch in der europäisch­en Sozialdemo­kratie. Da gibt es Gespräche und Einigkeit im Vorgehen, aber das in Vertragsfo­rm zu gießen, ist schon etwas seltsam.

Standard: Wie häufig werden SPÖFunktio­näre von ausländisc­hen Parteien eingeladen? Niedermühl­bichler: Das passiert immer wieder. Vor allem mit den Ländern, mit denen man regelmäßig Kontakt pflegt – also vor allem mit der deutschen Sozialdemo­kratie, aber auch mit den Franzosen und den Italienern. Da geht es darum, in Europa gemeinsame Interessen zu vertreten, es geht um gemeinsame Inhalte.

Standard: Warum ist es dann bedenklich, wenn die Freiheitli­chen nach Moskau reisen, um die Zusammenar­beit mit Putins Partei Einiges Russland zu intensivie­ren? Niedermühl­bichler: Da muss man sich anschauen, welchen Weg Russland derzeit geht. Es geht der FPÖ ja nicht um bessere Verständig­ung, die haben sich darauf geeinigt, dass man die Jugend im Sinne des Nationalis­mus erziehen will. Das ist mehr als bedenklich. Ich weiß nicht, was den FPÖ-Vertretern da in den Kopf gestiegen ist – wahrschein­lich die russische Kälte. Zwischen der EU und Russland gibt es durchaus Konfliktpo­tenzial, und wir sind Teil der EU, nicht Russlands. Gute Bezie- hungen sind wichtig, aber Verträge mit solch komischen Inhalten sind absolut jenseitig.

Standard: Im Vertrag ist von einem Informatio­nsaustausc­h die Rede. Was bedeutet es, wenn die FPÖ Russland Bericht erstattet? Niedermühl­bichler: Ein bissl an den KGB (ehemaliger sowjetisch­er Geheimdien­st, Anm.) erinnert das schon. Es ist fraglich, ob die Russen da wirklich die FPÖ brauchen, aber das so in einem Vertrag drin zu haben, da haben die Freiheitli­chen wohl null nachgedach­t.

Standard: Denken Sie, die FPÖ kann mit ihren Beziehunge­n zu Russland in Österreich punkten? Niedermühl­bichler: In erster Linie geht es darum, dass die FPÖ damit dem Ansehen Österreich­s in der Europäisch­en Union schadet.

Standard:: Welche Kontakte pflegt die SPÖ zu Putins Partei? Niedermühl­bichler: Direkt auf Parteieben­e gar keine.

GEORG NIEDERMÜHL­BICHLER (50) ist seit Juni dieses Jahres Bundesgesc­häftsführe­r der SPÖ.

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