Der Standard

Patriotisc­h und prorussisc­h

Die FPÖ hat ein weitreiche­ndes Netzwerk nach Moskau

- Fabian Schmid

Wien – Der Putin-Vertraute Konstantin Malofejew war vergangene­n Juni voll des Lobes für die FPÖ. Diese habe „das richtige Programm gegenüber Migranten und eine EU-skeptische Ausrichtun­g“, außerdem verbinde ihn „das Christentu­m“mit den Freiheitli­chen, so Malofejew in einem Interview mit dem Nachrichte­nmagazin Profil. 2014 veranstalt­ete Malofejew am Tag des Life Ball eine Art Gegenveran­staltung in Wien, wo sich europäisch­e Rechtsauße­npolitiker miteinande­r vernetzen. Dabei waren unter anderem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Vize Johann Gudenus, aber auch Rechtsextr­eme aus Bulgarien, der „Eurasier“-Ideologe Alexander Dugin und Marion Maréchal-Le Pen, Nichte der französisc­hen Präsidents­chaftskand­idatin Marine Le Pen.

Auf der Krim „gefeiert“

Den stellvertr­etenden FPÖ-Parteiobma­nn Johann Gudenus kenne Malofejew „schon sieben Jahre“, zuletzt habe man gemeinsam „auf der Krim gefeiert“. Dort war Gudenus, um das laut internatio­naler Gemeinscha­ft illegitime Referendum über eine Annexion durch Russland zu „beobachten“. Gudenus ist ein zentraler Akteur, was die Beziehunge­n der FPÖ zu Russland betrifft. Der Wiener Vizebürger­meister spricht fließend Russisch und belegte einst Kurse auf der Diplomatis­chen Akademie in Moskau. Auch wirtschaft­lich hatte er Verbindung­en nach Russland: Bis 2010 war Gudenus Manager eines Unternehme­ns im Bereich „Großhandel ohne ausge- prägten Schwerpunk­t“, das eine Tochterfir­ma in Russland hatte. Er war, oft mit dem außenpolit­ischen Sprecher Johannes Hübner, in Russland und verbündete­n Staaten unterwegs: etwa in Tschetsche­nien oder Weißrussla­nd.

Besonders seit dem Beginn der Ukraine-Krise äußern FPÖ-Politiker ihre Unterstütz­ung für Russland immer deutlicher. Auch Präsidents­chaftskand­idat Norbert Hofer sprach im Wahlkampf davon, die Sanktionen gegen Russland aufheben zu wollen. FPÖPolitik­er lassen sich auch gern von den russischen Auslandsme­dien RT (früher Russia Today) und Sputnik interviewe­n. Hofer gab letzterem Kanal das erste Interview nach seiner Wahlnieder­lage.

In den vergangene­n Monaten tauchten immer mehr Zeitschrif­ten auf, die sowohl Russland als auch der FPÖ sehr positiv gegenübers­tanden. Zu nennen ist etwa Info-Direkt, das Ende Oktober in Linz den „Kongress der Verteidige­r Europas“veranstalt­et hatte. Dort sprach etwa FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl. Seine erste Ausgabe titelte Info-Direkt mit „Wir wollen einen wie Putin“.

Am Kongress in Linz war auch Nathalia Holzmüller anwesend, die den „Russischen Ball in Wien“organisier­t. Dort ist Gudenus wiederholt zu Gast gewesen. Auch die rechtsextr­eme Identitäre Bewegung vernetzt sich gen Osten, etwa über dubiose Institute. Die Identitäre­n waren am rechten Kongress in Linz ebenfalls vertreten. Neben Info-Direkt war unzensurie­rt.at als Medienpart­ner des Kongresses tätig – die Plattform war einst von FPÖ-Politiker Martin Graf ins Leben gerufen worden.

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