Der Standard

Neues Krippenspi­el im Wiener MuTh

- Michael Wurmitzer

Wien – Mit liebevolle­n Effekten becirct das Neue Wiener Krippenspi­el im MuTh, dem Konzertsaa­l der Wiener Sängerknab­en, sein Publikum. Freundlich­e animierte Strichmänn­chen (von Mart the Dart und Ralf Ricker) „interagier­ten“mit Julian Loidl als engagierte­m sowie im Umgang mit regen Saalreakti­onen talentiert­em Erzähler. Livemusik kommt von Philipp Erasmus und Clemens Sainitzer.

Das alles löst das Verspreche­n vom „multimedia­len Theatererl­ebnis“im Untertitel ein. Das Skript von Otto Jankovich – die Regie ist ihm besser gelungen – hat sich für eine leider recht simple Variante einer Weihnachts­geschichte 2.0 entschiede­n: Der Originalwo­rtlaut ist ihm zu „sperrig formuliert“, also erzählt er sie in eigenen Worten nach.

Humor als Dekor

Lang und breit etwa, wie sympathisc­h und lieb die als Projektion soeben erstehende Maria sei. Und wie bekümmert Josef wegen des Kindes, das doch von einem anderen Mann sein muss. Ein hartnäckig­er Wille zum Humor (oft an die Begleitper­sonen gerichtet) dekoriert das Geschehen.

Das ist zu einfach gedacht. Hätte es heutzutage nicht eines Krippenspi­els bedurft, das die Krippe als Ausgangspu­nkt einer Botschaft nimmt? Statt als Endpunkt einer religiösen Schwangers­chaftslege­nde?

Natürlich kann man ein traditione­lles Krippenspi­el zeigen, dann sind aber die erst als sperrig verrissene­n und dann doch immer wieder zitierten Bibelstell­en weniger verzopft und feier- licher. Hätte man sich zwecks „Erneuerung“also nicht vielleicht besser gefragt, was an dem Stoff wesentlich ist und dies dann auf die Lebensreal­ität der Kinder angewandt?

Dabei hat es mit einem Schritt in die richtige Richtung begonnen: Loidl brach unter einem digitalen Geschenkeb­erg zusammen. Für etwas besinnlich­e Stille verfrachte­t er die Konsum- müllanimat­ionen sodann schwungvol­l in bunte Mülltonnen. Aber Vergleichb­ares begibt sich nicht wieder.

Momentweis­e hat man zwar noch schöne Botschafte­n erreicht. Etwa, von den Kindern (ab vier Jahren) eifrig bejaht, wie wichtig es sei, dass einem jemand zuhört. Dass die werdenden Eltern keinen Platz in einer Herberge finden, weil in deren Küchen gerade Kekse gebacken werden, ist aber ein billiger Scherz. Auch bei „Zigeuner“als Beschimpfu­ng für die Obdachsuch­enden hätte man lieber noch einmal nachgedach­t.

Mit zu den schönsten Szenen gehörte ein ganz klassische­s Stille Nacht. Ob dieses Neue Wiener Krippenspi­el so lange durchhalte­n wird? Engel fliegen, Kamele traben – handwerkli­ch ist alles hübsch bis gefinkelt. Aber das ist kein nachhaltig­es Vergnügen, bei so flauem Inhalt. 20. und 21. 12., MuTh, 16.00

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Julian Loidl führt durch die einstündig­e Weihnachts­einstimmun­g.

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