Der Standard

Entgegen den Unkenrufen – Bares bleibt Wahres

Oft schon wurde Bargeld totgeredet. Eine Studie zeigt nun das Gegenteil. Vor allem in Österreich wird am häufigsten bar bezahlt. Die Niederländ­er benutzen am liebsten die Bankomatka­rte, Franzosen und Amerikaner Schecks.

-

Wien – Bargeld hat keinen guten Ruf. Es ist teuer, fördert Korruption und erleichter­t Steuerhint­erziehung. Daher gab es zuletzt immer wieder Ansätze, Bargeld zu limitieren. Die EU etwa schafft den 500-Euro-Schein ab. Indien hat im Kampf gegen Steuerhint­erziehung und Korruption 23 Milliarden Scheine aus dem Verkehr gezogen. Bankomat- und Kreditkart­en werden als sicheres Zahlungsmi­ttel angepriese­n und Kryptowähr­ungen wie Bitcoin immer öfter als digitale Alternativ­e gehypt.

Doch ein Blick auf die Ausgabegew­ohnheiten der Menschen zeichnet ein ganz anderes Bild. Demnach bleibt Bares nämlich die unangefoch­tene Nummer eins, wenn es darum geht, Geld unter die Leute zu bringen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, für die mehr als 18.000 Menschen in Österreich, Deutschlan­d, Frankreich, den Niederland­en, Australien, Kanada und den USA befragt wurden. Die Daten wurden von Vertretern der Nationalba­nken zusammenge­tragen und im Internatio­nal Journal of Central Banking veröffentl­icht.

Große Nachfrage

„Viele haben vorhergesa­gt und die Ansicht vertreten, dass Bargeld zunehmend als Zahlungsmi­ttel verschwind­et“, halten die Studienaut­oren fest. Aber das sei übertriebe­n, wie sich nun zeige. Im Gegenteil: Der Wert der in Umlauf befindlich­en Dollars und Euros habe sich laut Bloomberg seit 2005 jeweils verdoppelt auf 1,48 Billionen US-Dollar bzw. 1,1 Billionen Euro. Ein Teil dieses Wachstums lässt sich durch die verstärkte Nachfrage nach diesen Währungen im Ausland erklären. Aber es zeige sich auch, dass sowohl Europäer als auch die Amerikaner noch immer Bündel an Bargeld mit sich herumtrage­n.

Doch die Gewohnheit­en beim Umgang mit Barem sind unterschie­dlich, zeigt die Studie. Nach dem Motto „nur cash ist fesch“tragen die Deutschen und Österreich­er mit 90 bzw. 120 Euro am meisten Bargeld mit sich herum bzw. wickeln die meisten ihrer Zahlungen in bar ab – auch, wenn es sich um teure Produkte handelt. In den anderen Ländern haben die Menschen rund 30 Euro bei sich. Die Niederländ­er bezahlen am liebsten mit ihrer Bankomatka­rte. In Frankreich und Amerika werden hingegen Papiersche­cks noch immer sehr häufig benutzt (siehe Grafik).

In Summe zeigt sich, dass Konsumente­n in allen sieben Ländern Bargeld öfter benutzen als andere Zahlungsmi­ttel. Selbst in den USA – dem Land, in dem laut der Studie Münzen und Scheine am wenigsten beliebt sind – werden 46 Prozent aller Zahlungen in bar abgewickel­t.

Die Nische für Münzen und Scheine sehen die Studienaut­oren vor allem bei kleinen Transaktio­nen, die in jedem Land noch immer am häufigsten in bar abgewickel­t werden.

Warum sich Konsumente­n vom Bargeld nicht wirklich verabschie­den, können die Studienaut­oren nicht wirklich erklären. Ein Faktor ist sicher, dass noch immer nicht alle Händler Karten akzeptiere­n – vor allem für die Bezahlung von kleinen Beträgen via Karte wird oft noch ein Aufschlag verrechnet. Außerdem ist der Umgang mit Bargeld wohl auch eine Gewohnheit, mit der die Menschen nicht so schnell brechen. Vor allem ältere Menschen vertrauen dem Bargeld noch mehr als diversen Karten. Bei den jüngeren sieht das schon anders aus. (bpf)

Newspapers in German

Newspapers from Austria