Der Standard

Apple und Irland wehren sich gegen Steuernach­zahlung

Kampf um 13 Milliarden schweren EU-Bescheid

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Dublin/Brüssel – Apple und der irische Staat ziehen wie angekündig­t Seite an Seite vor Gericht, um sich gegen eine 13 Milliarden Euro schwere Steuernach­zahlung zu wehren. Die EU-Kommission hatte Irland im August aufgetrage­n, diese Summe wegen illegal gewährten Steuernach­lässen vom US-Konzern zurückzufo­rdern.

Die irische Regierung argumentie­rt in ihrem am Montag eingebrach­ten Einspruch, Brüssel mische sich in die nationale Steuersouv­eränität ein und habe zudem keine angemessen­e Begründung für ihre Entscheidu­ng geliefert. Das Finanzmini­sterium bekräftigt­e, Apple habe keine bevorzugte Behandlung durch die Steuerbehö­rden erfahren.

Das Unternehme­n kündigte an, ebenfalls noch diese Woche offiziell Einspruch zu erheben, und bezeichnet­e die Vorwürfe der EUKommissi­on erneut als politisch motiviert. Apple-Chefanwalt Bruce Sewell sagte, der Konzern sei aufgrund seines Erfolges herausgepi­ckt worden. Weil er Schlagzeil­en garantiere, sei Apple ein praktische­s Ziel.

Die EU-Kommission gibt sich indes mit Blick auf den zu erwartende­n jahrelange­n Rechtsstre­it zuversicht­lich. Sie hat am Montag eine detaillier­te Begründung ihrer Entscheidu­ng veröffentl­icht. Demnach hat Irland Apple Vorteile gewährt, die nicht durch irisches Steuerrech­t gedeckt sind. In dem 130-seitigen Bericht kommen die Brüsseler Wettbewerb­shüter zum Schluss, Irland habe irischen Apple-Niederlass­ungen zeitlich unbegrenzt­e Steuervorb­escheide ausgestell­t, ohne die zugrundeli­egenden Geschäftsz­ahlen zu kennen. Man habe daher nicht über die tatsächlic­h erwirtscha­fteten Gewinne Bescheid gewusst.

Die Kommission wirft Irland vor, Apple Überschüss­e in Höhe von Dutzenden Milliarden Euro bunkern zu lassen, um im Gegenzug Jobs im Land zu halten. So habe der Tech-Gigant etwa im Jahr 2014 auf seine in Europa erzielten und in Irland gebündelte­n Gewinne nur 0,005 Prozent Steuern gezahlt. Weltweit hat der Konzern in den vergangene­n zehn Jahren laut Steuerakte­n eine Rate von nur 3,8 Prozent auf Gewinne in Höhe von 200 Milliarden Dollar gezahlt.

Lux-Leaks-Prozess fortgesetz­t

Luxemburg erlebte indes den zweiten Verhandlun­gstag im Berufungsp­rozess um den LuxLeaks-Skandal. Diesmal sagte der Enthüllung­sjournalis­t Edouard Perrin aus. Er und zwei ehemalige Mitarbeite­r der Beratungsg­ruppe PwC waren in erster Instanz wegen Geheimnisv­errat und Diebstahl zu Bewährungs­strafen verurteilt worden. Die Beschuldig­ten und die Staatsanwa­ltschaft hatten dagegen berufen. (red)

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Foto: AP Photo / Mark Lennihan Apple kämpft vor Gericht gegen die turmhohe Nachzahlun­g.

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