Der Standard

Ukrainisch­e Privatbank gerettet

Staat fängt Bank auf – Opposition kritisiert diesen Schritt

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Kiew – Die Ukraine verstaatli­cht die größte Bank des Landes und will damit einen Kollaps des heimischen Finanzsyst­ems verhindern. „Wir sind uns sicher, dass dies der einzige Weg ist, um das Geld der Bankkunden und das Finanzsyst­em zu retten“, erklärte die ukrainisch­e Notenbank am Montag. Präsident Petro Poroschenk­o forderte die mehr als 20 Millionen Kunden der Privatbank auf, Ruhe zu bewahren. Ihr Geld sei sicher, erklärte er. Zudem kündigte er einen Parlaments­antrag an, mit dem zusätzlich­e Garantien für die Anleger und Bankkunden festgelegt werden sollen.

Hausaufgab­en nicht gemacht

Die Rettung des Instituts kostet nach Angaben des Finanzmini­steriums umgerechne­t mindestens 4,5 Milliarden Dollar. Die insolvente Privatbank hat laut Notenbank ihr Programm zur Rekapitali­sierung nicht erfüllt. Zudem seien 97 Prozent der Unternehme­nskredite an Firmen vergeben worden, die mit Anteilseig­nern der Bank verbunden seien. Am 1. Dezember betrug das Finanzloch des Instituts 5,65 Milliarden Dollar. Die Notenbank sicherte der Privatbank zu, sie notfalls mit Liquidität zu versorgen. Nennenswer­te Auswirkung­en auf den Wäh- rungsmarkt und die Inflation erwarte man durch die Verstaatli­chung aber nicht.

Bei der Opposition stieß der Schritt auf starke Kritik. Der Chef der Radikalen Partei, Oleg Liaschko, machte die Zentralban­k für Missmanage­ment der Privatbank verantwort­lich. „Die Ukrainer müssen jetzt mit ihrem Geld für diese Fehler bezahlen.“Ein anderer Opposition­sabgeordne­ter sprach vom „größten Raubüberfa­ll auf den Staatshaus­halt der Ukraine im Jahrtausen­d“. In wenigen Tagen stimmt das Parlament über den Etat 2017 ab.

Die Ukraine, die im Osten in einen Konflikt mit pro-russischen Separatist­en verwickelt ist, hat große Korruption­sprobleme und ist wirtschaft­lich schwer angeschlag­en. Sie ist auf Kredite des Internatio­nalen Währungsfo­nds angewiesen, der aber politische Stabilität und Reformen verlangt. In einer ersten Reaktion begrüßte der IWF die Verstaatli­chung als wichtigen Schritt, um die Finanzstab­ilität zu sichern. Der Fonds kündigte an, er werde die Ukraine weiter unterstütz­en. Die europäisch­e Entwicklun­gsbank EBRD signalisie­rte, dass sie einen Teil der Privatbank übernehmen könnte, wenn die Rekapitali­sierung und Sanierung gut laufe. (Reuters)

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