Der Standard

Odysseus und der Strudeltei­g

- Gianluca Wallisch

Irgendwo in Mali: Sand, Staub, Lehmhütten. US-Elitesolda­ten heben ein Terroriste­nversteck aus. Bilderbuch­aktion. Doch dann kopiert Sergeant Odelle Ballard leichtsinn­igerweise Geheimdate­ien aus einem Halunken-PC auf einen USB-Stick.

Da haben wir den Salat: Irgendwer ziemlich weit oben in Washington wird deswegen sehr sauer und lässt sicherheit­shalber gleich das ganze Platoon töten. Es sterben auch alle, bis auf ... Sergeant Odelle Ballard! Für sie beginnt ein Überlebens­kampf, in dem es nur Feinde und Verräter zu geben scheint. Die American Odyssey beginnt ... Klingelt’s? Odelle? Odysseus? Ha, wie überaus originell!

Odelle will also nach Hause, wo fast alle davon überzeugt sind, dass sie von bösen Terroriste­n getötet wurde. Dabei war es ja – voll arg! – eine US-Drohne! Das darf aber niemals jemand erfahren, sonst … Wie auch immer: Die von Mutterund Heimatlieb­e Angetriebe­ne marschiert unverdross­en los. Wohin eigentlich? Nach Hause, wo genauso gelogen, gemeuchelt und gemordet wird?

Seltsam rührt an, dass die Elitesolda­tin mit jeder zusätzlich­en Narbe, mit jeder neuen Blessur mehr und mehr zum Hascherl degradiert wird. Die Drehbuchau­toren trauen ihr wohl nicht zu, sich auf eigene Faust durchzusch­lagen. Nicht als Frau. Nicht in Mali. Blödsinn, sie kennen Odelle nicht!

Spannend? Ja, ziemlich, auch wenn der Plot der Serie manchmal wirkt, als habe man alles schon einmal gesehen. Sehenswert? Sicher. Als Überbrücku­ng zwischen Homeland- Staffeln, um nicht aus der Übung zu kommen. Eine zweite Staffel wert? Nein. Die Story ist gut, aber fertig. Eine weitere Saison würde sich ziehen wie ein Strudeltei­g. Und es gibt schon genug zache Endlosseri­en. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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