Verhängnisvolle Affäre
Es ist eine etwas seltsame Geschichte, die IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag zum Verhängnis wurde. Zehn Jahre her ist die Angelegenheit rund um den Unternehmer Bernard Tapie und eine von Lagarde genehmigte Einsetzung eines Schiedsgerichts. So peripher war ihre Rolle in der Causa, dass selbst die Staatsanwaltschaft auf unschuldig plädierte. Letztlich bleibt ein Schuldspruch wegen Nachlässigkeit, nicht einmal eine Strafe wird verhängt. Und dennoch ist die Französin nicht mehr als Chefin einer derart wichtigen Einrichtung wie des Währungsfonds tragbar – eigentlich schon lange nicht mehr.
Denn Lagardes Rolle in der Affäre stellt eine Eigenschaft infrage, die für den Job zentral ist: Unabhängigkeit. Der seinerzeitigen Anstiftung des damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy hatte sie nichts entgegenzusetzen, im Gegenteil, wie man aus einem Briefwechsel mit dem ExPolitiker weiß: „Benütz mich so lange, wie es dir passt. Wenn du mich benützt, brauche ich dich als Führer und Helfer. Ohne Führer wäre ich wirkungslos.“Wer sich derart unterwirft, noch dazu einem Möchtegernnapoleon, der sich über dem Gesetz wähnt, hat nichts an einem Schalthebel über die Entwicklung der Weltwirtschaft verloren – selbst im Falle eines Freispruchs.
Umso ärgerlicher ist es, dass Lagarde im Frühjahr trotz Anklage als IWF-Chefin verlängert wurde. Den Fonds holt Lagardes und die eigene Nachlässigkeit nun ein.