Der Standard

VW-interne Dokumente belasten Winterkorn

Ex-Chef könnte schon bei Treffen im Juli 2015 von Manipulati­onen erfahren haben

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Wolfsburg/Paris – Im VW-Abgasskand­al richten sich die Scheinwerf­er zunehmend auf den früheren Konzernche­f Martin Winterkorn und den 27. Juli 2015. An diesem Tag, das zeigen Ergebnisse von Ermittlern in den USA, informiert­en VW-Manager unter anderem Winterkorn in einer Präsentati­on beim sogenannte­n Schadensti­sch in der Konzernzen­trale in Wolfsburg über die Manipula- tionssoftw­are in Dieselfahr­zeugen. Offen ist bisher, wie genau der damalige VW-Chef unterricht­et wurde und ob er eine weitere Vertuschun­g anordnete. Interne Dokumente sollen nun aufzeigen, dass Winterkorn bis ins Detail informiert wurde.

Die Präsentati­on enthielt laut Bild am Sonntag neben Informatio­nen rund um die Dieselsoft­ware unter anderem eine Folie, auf der die möglichen Strategien im Umgang mit den US-Behörden skizziert worden seien: Ein offensives Vorgehen, indem VW den Betrug zugeben würde und so geringere Strafen fürchten müsste – oder eine defensive Richtung, indem der Konzern die Manipulati­onen weiter verschleie­rt, aber hohe Strafzahlu­ngen fürchten müsste.

Winterkorn und die VW-Konzernspi­tze haben bisher stets betont, erst im September 2015 von den Abgasmanip­ulationen erfahren zu haben.

Winterkorn wies die Vorwürfe laut Bild am Sonntag zurück. Er will sich nach Informatio­nen der Zeitung nur an eine kurze Besprechun­g zu dem Thema am 27. Juli erinnern, bei der ihm versichert worden sei, die Probleme in den USA würden gelöst werden.

Winterkorn will am kommenden Donnerstag (19. Jänner) vor dem Abgas-Untersuchu­ngsausschu­ss des Deutschen Bundestags erscheinen. Der Ausschuss soll vor allem klären, seit wann die Bundesregi­erung von den Manipulati­onen Bescheid wusste und wie eng die Zusammenar­beit zwischen Politik und Autolobby war.

Frankreich­s Justiz ermittelt

Der Diesel-Skandal dürfte sich in Europa noch ausweiten. In Frankreich könnte es neben Renault auch gegen weitere Hersteller Ermittlung­en geben. Bei den Renault-Fahrzeugen habe es eine Reihe von Unregelmäß­igkeiten gegeben, sagte Umweltmini­sterin Ségolène Royal Le Journal du Dimanche. Nähere Angaben, um welche Anbieter es sich handeln könnte, machte sie nicht.

In den USA steht seit der Vorwoche Fiat-Chrysler im Verdacht, bei rund 100.000 Dieselwage­n die Emissionsw­erte von Stickoxide­n gefälscht zu haben. Die EU-Kommission will nun mögliche Auswirkung­en für in Europa verkaufte Autos prüfen. (Reuters, red)

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