Russischer Experte bezweifelt Big Deal unter Trump
Moskau – Russland will wieder als Großmacht wahrgenommen werden. Das hat Moskau zuletzt auch rhetorisch deutlich gemacht und im Kreml herrscht vorsichtiger Optimismus, dass es gelingt, mit Donald Trump zu einem Abkommen über Interessensphären zu gelangen. Zuletzt hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow auf seiner Jahrespressekonferenz die Rückkehr einer Außenpolitik vorausgesagt, die nicht mehr von „Messianismus“, sondern von staatlichen Interessen geleitet sei.
Dmitri Trenin, Direktor des Moskauer Carnegie-Zentrums glaubt hingegen nicht an „eine neue Ära“bilateraler Beziehungen unter Trump. „Trump würde gern eine Kooperation beim Kampf gegen den Islamischen Staat hinkriegen und Russland wäre daran interessiert, weil es ihnen militärisch einen ebenbürtigen Status verleihen würde“, doch der Widerstand gegen solch eine Kooperation sei im Pentagon und anderen US-Sicherheitsorganen zu hoch, sagte Trenin. Immerhin sei unter Trump eine Abnahme der Spannungen möglich, glaubt der Experte. „In den letzten Monaten waren wir in Syrien näher an einem großen Krieg dran, als viele Menschen sich vorstellen können“, so Trenin.
Für die russisch-europäischen Beziehungen sieht der Politologe ebenfalls keine schnellen Verbesserungen voraus. Die EU sei für Russland ein wichtiger Handelspartner und Nachbar, aber kein Mentor und Vorbildmodell mehr, sagte er. Die lange gehegten Ambitionen einer Westintegration seien nach der Ukraine-Krise begraben worden.