Der Standard

Komm, süßer Tod

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Da gibt es einen durchgekna­llten Herrscher, der den totalen Krieg befiehlt. Doch der Tod ist alt und müde und macht da nicht mit. Todesurtei­le können nicht vollstreck­t werden, auf den Schlachtfe­ldern keimt Liebe auf. Solche unhaltbare­n Zustände duldet Kaiser Overall nicht. Als ihm der Tod die Wiederaufn­ahme seiner Arbeit anbietet, falls der Kaiser als Erster stirbt, nimmt dieser an. Peter Kien hat das Libretto zu Der Kaiser von Atlantis 1943 in Theresiens­tadt geschriebe­n, hinter der Figur des Gewaltherr­schers ist der Todbringer jener Zeit, Adolf Hitler, zu erkennen. Zur Uraufführu­ng kam es nicht, Kien und Viktor Ullmann, Komponist dieses Einakters, wurden im Oktober 1944 in Birkenau umgebracht. Der Regisseur der aktuellen Produktion, Rainer Vierlinger, will die zeitlosen Qualitäten dieser Parabel verdeutlic­hen und inszeniert das Geschehen in einem abstrakten Raum: Auf der kulissenfr­eien Bühne der Kammeroper gibt es Sand und einen kahlen Baum. Da bietet Ullmanns Musik mehr Abwechslun­g: Der 1898 in Teschen geborene Komponist mischt virtuos Schmerz und Schmelz, Witz à la Kurt Weill und Wehmut. Dies serviert das Wiener Kammerorch­ester unter der Leitung von Julien Vanhoutte pointiert, poetisch und sinnlich. Matteo Loi (Kaiser Overall), Frederikke Kampmann (Bubikopf), Julian Hernao Gonzalez (Harlekin/Soldat) und Unnsteinn Árnason (Der Lautsprech­er) überzeugen, Dumitru Madarasan (Der Tod) und Anna Marshaniya (Der Trommler) können sich noch steigern. (end) 24., 27., 31. 1., 2. 2., 19.00

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