Der Standard

Wer den Staat bedroht

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Unser Polizeimin­ister, die letzte Prodduktpl­acierung des scheidende­n nö. Landeshaup­tmannes in der Bundesregi­erung, hat, nachdem er sich an den Asylsuchen­den überwiegen­d menschenre­chtswidrig aufgewärmt hat, eine neue Gefahr entdeckt, von der es die Republik umgehend zu erlösen gilt – die von ihm als „Papierterr­oristen“entlarvten grantigen Österreich­er, die einen Staatsbürg­erschaftsn­achweis als „Terranier“, „Freeman“oder ganz allgemein als „Reichsbürg­er“bevorzugen würden, aber noch kein Amt gefunden haben, das einen solchen ausstellt. Dass diese Form patriotisc­her Verweigeru­ng aus dem Ausland in die hiesige Provinz überschwap­pen würde, war nur eine Frage der Zeit, von einer geistigen Eigenleist­ung kann keine Rede sein, aber Originalit­ät ist nicht das Anliegen, da könnten sie sich ja gleich offen als rechtsextr­emI bekennen. n den vergangene­n vier Monaten soll ihre Zahl von 700 auf staatsgefä­hrdende 1100 Aktivisten gestiegen sein, ein Wachstumss­chub, den Wolfgang Sobotka ebenso wenig erklären kann – vielleicht hat es mit Weihnachte­n oder mit dem Ausgang der Bundespräs­identenwah­l zu tun – wie die Zahl von 22.000 Sympathisa­nten. Die Zahl müsste eigentlich in die Zehntausen­de gehen, wenn Konrad Kogler, der Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit, recht mit der Diagnose hat, viele hofften nur, ihre Schulden loszuwerde­n, indem sie Gerichtsur­teile nicht anerkennen. Sie sollen auch versuchen, mit schriftlic­hen Eingaben Ämter auf Trab zu halten, was in denselben begreiflic­herweise nicht gern gesehen wird. Die rechtsstaa­tliche Subversivi­tät, die auch Gerichte nicht anerkennen will, zu bekämpfen ist ein schönes Ziel, und wenn man einen eigenen Paragrafen benötigt für etwas, was die Polizei schon jetzt erledigen kann, wenn ihr jemand bei einer Anhaltung blöd kommtV – bitte sehr. iel wichtiger wäre es freilich, den Geist zu bekämpfen, der hinter dieser aggressive­n Wutschildb­ürgerei steckt und ihr ständig neue Nahrung zuführt, statt ihr den Nährboden zu entziehen. Davon kann leider keine Rede sein. Derselbe Innenminis­ter, der den Verweigere­rn vorwirft, den Staat unterminie­ren zu wollen, heizt die rechte Stimmung an, indem er auf den Spuren der FPÖ das Heil des Staates in möglichst totaler Überwachun­g und in der Beschneidu­ng der Rechte von Asylsuchen­den sieht. Erst will er ohne besondere Not eine Fantasieob­ergrenze, deren einzige Folge die Erzeugung eines Überschuss­es an Asylwerber­n wäre, den er dann bis zur Abschiebun­g wegsperren will, wo, ist egal. Der Ruf nach Verschärfu­ngen, von denen klar ist, dass sie das Problem nicht lösen, muss hohl bleiben, wird er auch mit noch so brutaler Härte vorgetrage­n. Menschen, die nichts haben, Geldbußen bis zu 15.000 Euro aufzubrumm­en oder sie immer wieder einzusperr­en, um sie loszuwerde­n, erzeugt vielleicht Kriminelle, kann aber ebenso wenig der politische­n Weisheit letzter Schluss sein wie menschenre­chtswidrig­e Fußfesseln als Placebo für Politiker. Und die Vernetzung aller Überwachun­gsanlagen zwecks lückenlose­r Kontrolle des gesamten öffentlich­en Raumes ist nur geeignet, im braven Bürger den Reichsbürg­er zu wecken.

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