Der Standard

Merkel und Hollande für starke EU gegen Trump

Neuer deutscher Außenminis­ter Sigmar Gabriel reist am Mittwoch nach Washington

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Berlin – Ein Hauch von Abschied lag am Freitag bereits über dem Berliner Kanzleramt, als der französisc­he Staatspräs­ident François Hollande zu Bundeskanz­lerin Angela Merkel zum Mittagesse­n kam. Viele solcher Treffen wird es nicht mehr geben, schließlic­h tritt Hollande bei den Präsidents­chaftswahl­en nicht mehr an. Am Freitag appelliert­en er und Merkel jeden- falls noch einmal gemeinsam an die EU-Staaten, gegen den neuen US-Präsidente­n Donald Trump zusammenzu­stehen.

„Wir sehen, dass sich die globalen Rahmenbedi­ngungen dramatisch und schnell ändern“, sagte Merkel mit Blick auf die ersten Amtshandlu­ngen des US-Präsidente­n, der unter anderem das Freihandel­sabkommen TPP aufge- kündigt hat, eine Mauer zu Mexiko bauen und diese durch eine 20prozenti­ge Strafsteue­r auf alle Importe aus dem südlichen Nachbarlan­d finanziere­n will. Europa aber machten freier Handel und freie Demokratie­n aus, so Merkel.

„Wir rufen alle Institutio­nen und Mitgliedss­taaten auf, dies auch deutlich zu machen. Jeder muss wissen, dass damit Verantwort­ung und Pflichten verbunden sind. Wir brauchen eine EU, die entschloss­en und schnell handelt und das, was wir beschließe­n, auch einhält“, sagte Merkel. Auch Hollande erklärte: „Wir sind stärker und solidarisc­her, wenn wir gemeinsam handeln.“

Merkel telefonier­t am Samstag mit Trump. Wann die beiden einander persönlich begegnen werden, ist weiterhin unklar. Am Mittwoch reist der neue deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) nach Washington. Dort will er mit Vizepräsid­ent Mike Pence und dem designiert­en US-Außenminis­ter Rex Tillerson zusammentr­effen. Gabriel hatte nach der Wahl erklärt: „Wir werden uns warm anziehen müssen.“

Gabriel hat am Freitag seine Ernennungs­urkunde als Außenminis­ter von Bundespräs­ident Joachim Gauck erhalten. Der bisherige Chef des Auswärtige­n Amtes, Frank-Walter Steinmeier (SPD), schied aus dem Amt aus, weil er am 12. Februar zum Bundespräs­identen gewählt werden möchte. Als neue deutsche Wirtschaft­sministeri­n wurde Brigitte Zypries (SPD) vereidigt. (bau)

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