Der Standard

BZÖ-Prozess: „Getäuscht und missbrauch­t“

Im Prozess um die Wahlkampfb­roschüre wird Petzner von Mitangekla­gten belastet

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Klagenfurt – Sie sind bisher kaum in Erscheinun­g getreten, die Scheinwerf­er waren eher auf die prominente­n Sitznachba­rn auf der Anklageban­k gerichtet.

Und dennoch: Im Grunde sind die beiden Manager der Kärntner Landesimmo­biliengese­llschaft (LIG) Schlüsself­iguren in diesem Prozess um die inkriminie­rte BZÖ-Wahlkampfb­roschüre aus dem Jahr 2009. Denn über die beiden LIG-Geschäftsf­ührer ist die Finanzieru­ng der Broschüre mit Mitteln des Landes gelaufen.

Die aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft missbräuch­lich verwendete­n 219.000 Euro an Landesgeld­ern für BZÖ-Interessen brachten den ehemaligen BZÖ-Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler, Wahlkampfl­eiter Stefan Petzner, die beiden Ex-Landesräte Uwe Scheuch und Harald Dobernig so- wie die beiden LIG-Chefs vor Gericht. Petzner und Dobernig gestanden ihre Schuld bereits ein. LIG-Manager Rene Oberleitne­r fühlt sich aber unschuldig. „Das Entscheide­nde in diesem Verfahren“, sagt Richter Christian Liebhauser-Karl in der freitägige­n Prozessrun­de, „ist die Glaubwürdi­gkeit von Stefan Petzner und Ihnen“. Und er meinte damit wohl auch den zweiten LIG-Geschäftsf­ührer Johann Polzer.

Die Geschäftsf­ührer zahlten die Broschüre, weil sie dazu per Weisung angehalten wurden. Sie kamen nur deshalb in die Ziehung, weil über das Finanzrefe­rat, das zuerst Haider, dann Dobernig verantwort­ete, die Möglichkei­t einer direkten Weisung bestand. Die LIG-Manager mussten etwas finanziere­n, zu dem sie im Grunde als Immobilien­manager gar kei- nen Bezug hatten. „Ja ich war naiv“, gab Oberleitne­r zu. Aber er sei von Petzner, der die Oberhoheit über die Organisati­on der Broschüre hatte, „getäuscht und missbrauch­t“worden.

Dass Petzner mehr und mehr von den anderen Angeklagte­n und schließlic­h auch von Oberleitne­r als Hauptschul­diger belastet wird, lässt diesen am Freitag kurz mal ausrasten: „Was der daherlügt, das ist ja ein Wahnsinn.“

So wirklich „sauber“sei die ganze Sache mit der Broschüre jedenfalls nicht gelaufen, räumt der Manager ein: „Wir wollten das Geschäft nicht, aber es gab eine schriftlic­he Weisung.“Das Geld sei später vom BZÖ aber eingeforde­rt worden, „um diesen Schadensfa­ll auch korrekt zu sanieren“. Nächste Woche muss auch Dörfler aussagen. (mue)

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