Schlag der Polizei gegen Osmanen- Gang
Mitglieder eines „rockerähnlichen“Boxklubs bei Großaktion der Vorarlberger Polizei festgenommen
Bregenz – Der Vorarlberger Polizei gelang ein Schlag gegen das organisierte Verbrechen. In einer Großaktion nahmen 60 Beamte am 19. Jänner in Lustenau, Feldkirch und Frastanz sechs Personen fest. Fünf wurden in Untersuchungshaft genommen. Den vier Männern und der Frau werden versuchter Raub, versuchter Mord, illegaler Waffenbesitz, Besitz und Handel mit Kokain vorgeworfen.
Drei der Männer, zwischen 33 und 38 Jahre alt, sollen vergangenen Oktober in Feldkirch einen Raubüberfall und Einbruch versucht haben. Auf der Flucht schoss ein 34-Jähriger auf einen Mann, der sich ihm entgegenstellte. Der Mann blieb unverletzt. Die Tatverdächtigen sollen dem Boxclub Osmanen Germania angehören, einer der Polizei zufolge „rockerähnlichen Gruppierung“.
Die Osmanen verbreiteten sich in den letzten zwei Jahren rasant über ganz Deutschland, gründeten ein Chapter am Bodensee und im schweizerischen St. Gallen. Treffpunkt der Vorarlberger Boxfreunde ist eine Bar in Frastanz (Bezirk Feldkirch). Dorthin luden die deutschtürkischen OsmanenFührer letzten März ihre Sergeants. Anschließend veranstaltete man in Lindau am Bodensee das große Weltmeeting. Nach eigenen Angaben haben die Osmanen 2000 Mitglieder.
Die Osmanen Germania, im Gegensatz zu Rockergruppen nicht auf Motorrädern, sondern in großen Autos unterwegs, werben in martialischen Videos um An- hänger. Sie inszenieren sich als gewaltbereite Gruppe, ihr Erkennungszeichen sind Lederkutten. „Wir kommen und übernehmen das ganze Land“wird in testosteronstrotzenden und bluttriefenden Videos verbreitet. „Krieger, die keine Angst haben, für ihre Brüder eine Kugel zu fangen“lautet die Selbstbeschreibung.
Die deutsche Polizei wertet solche Aussagen als Drohgebärden gegen andere Rockergruppen, die Prostitution, Drogenhandel und Türstehergewerbe kontrollieren. Osmanen-Präsident Mehmet Bagci sieht sich hingegen als Sozialarbeiter. Man wolle mit dem Boxklub junge Männer von der Straße holen, ihnen Jobs vermitteln. Eine Aussage, die von der Polizei als PR-Strategie bewertet wird.
Sozialarbeiter und Krieger
Seine Vereinigung sei weder nationalistisch, noch rassistisch, man akzeptiere Mitglieder aller Nationen und Religionen, entgegnet Bagci via Facebook Vorwürfen, die Osmanen Germania seien türkisch-nationalistisch. Fotos weisen auf Verbindungen zur AKP hin, Kritiker sehen auch Querverbindungen zu den rechtsextremen Grauen Wölfen und zum türkischen Geheimdienst.
Man beobachte die Osmanen „aufgrund der internationalen Situation“, heißt es aus dem Vorarlberger Verfassungsschutz. Aus dem Innenministerium gibt es keinen Kommentar, aber den Verweis auf den Verfassungsschutzbericht, Kapitel Extremismusphänomene. (jub)