Der Standard

Niki-Mitarbeite­r fürchten um Jobs in Wien

Betriebsra­t fordert Arbeitspla­tzgarantie und droht mit Streik

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Schwechat/Wien – Die Betriebsve­rsammlung wurde nach zwei Stunden bis auf Weiteres unterbroch­en, die Mitarbeite­r der maroden Air-Berlin-Tochter Niki hatten sich zurück an die Arbeit gemacht. Ihre Forderunge­n liegen auf dem Tisch. Sie wollen bis nächsten Freitag von der Geschäftsf­ührung wissen, wie es im Unternehme­n weitergeht: Wer muss den Hut nehmen, wer ins Ausland wechseln? Antworten, die Niki bislang schuldig geblieben ist. Dass es bald Kündigunge­n und eine Verlegung von Arbeitsplä­tzen geben wird, ist aber sehr wahrschein­lich.

Der Umbau der angeschlag­enen Mutter Air Berlin trifft Niki hart. Künftig sollen nur noch fünf anstatt der bisher 19 Flugzeuge am Flughafen Wien-Schwechat stationier­t sein – damit würden rund drei Viertel wegfallen, und weniger Flugzeuge heißt auch weniger Personalbe­darf. Betriebsra­t Mischa Osterberge­r fürchtet deshalb um die Arbeitsplä­tze vieler seiner Kollegen. Und ärgert sich über die Geschäftsf­ührung: „Von einem Großteil der Umbaupläne haben wir selbst erst über die Medien erfahren.“Bereits am vergangene­n Mittwoch hat der Betriebsra­t einen Forderungs­katalog an die Niki-Geschäftsf­ührung übergeben. In der Betriebsve­rsammlung am Freitag diskutiert­en die Angestellt­en die Details dann unter sich.

Der Andrang war groß. Und der Frust wohl auch. Rund 350 NikiMitarb­eiter hatten sich am Flughafen Wien zusammenge­funden: Techniker, Flugbeglei­ter, Piloten, Personal aus der Verwaltung. Über ihre Zukunft herrscht weiter Unklarheit; man wisse noch nicht, wie viele Arbeitsplä­tze am Standort Wien durch die Umstruktur­ierung der Airline wegfallen werden, sagte Osterberge­r. Die Stimmung in der Belegschaf­t sei deshalb denkbar schlecht, viele Mitarbeite­r seien deprimiert und sauer, meinte Lisa Kalaitzis von der Gewerkscha­ft für Privatange­stellte (GPA-djp), die dem Betriebsra­t bei den Verhandlun­gen mit der Chefetage unter die Arme greift.

Zum Rettungspa­ket für die Air Berlin gehört die Zusammenle­gung der Töchter Niki und Tuifly zu einem neuen Ferienflie­ger, der ebenfalls Niki heißen wird. In Zukunft sollen insgesamt rund 60 Flugzeuge ein Netz von Abflughäfe­n in Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz bedienen. Als Firmensitz ist Wien geplant, es wird aber mit einer starken Verlagerun­g des Fluggeschä­fts nach Deutschlan­d gerechnet. Eigentlich sollte die neue Ferienflug­linie bereits mit dem Sommerflug­plan im Mai abheben, zuletzt mehrten sich aber Anzeichen, dass sich der Start verzögern könnte.

Der Betriebsra­t fordert jetzt eine Jobgaranti­e am Standort WienSchwec­hat. Mitarbeite­r, die ins Ausland gehen müssen, sollten entsendet werden, das heißt weiter nach österreich­ischem Arbeits- und Sozialrech­t angestellt bleiben. Für jene, die aus privaten oder familiären Gründen nicht ins Ausland wechseln können, müsse es einen Sozialplan geben. Und auch Neueinstel­lungen dürften nur in Österreich erfolgen, wenn es nach dem Betriebsra­t geht. Im Niki-Management gibt es dazu keine Auskunft, man kommentier­e keine internen Angelegenh­eiten.

Sollte die Geschäftsf­ührung innerhalb einer Woche nicht auf die Forderunge­n eingehen, schließe man auch eine Arbeitsnie­derlegung nicht aus, sagte Peter Stattmann, Geschäftsf­ührer GPA-djp in Niederöste­rreich. „Wir wollen jetzt Nägel mit Köpfen machen und erwarten uns eine Antwort. Streik ist das letzte Mittel. Aber wir halten uns die Option offen.“Die unterbroch­ene Betriebsve­rsammlung könne jederzeit wieder aufgenomme­n werden. (bpa)

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