Der Standard

Eurobonds durch die Hintertür

Die EU-Kommission soll an einem Vorschlag für gemeinsame Anleihen der Eurozone arbeiten. Dazu sollen Schuldpapi­ere der Staaten gebündelt und weiterverk­auft werden.

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Wien – Der wissenscha­ftliche Beirat beim deutschen Finanzmini­sterium warnt schon im Vorfeld vor „Eurobonds durch die Hintertür“: Die EU-Kommission soll in einem Weißbuch am 25. März die Einführung sogenannte­r European Safe Bonds (ESB) vorschlage­n. Dazu soll ein Teil der Staatsanle­ihen von einzelnen Euroland-Mitglieder­n von einer gemeinsame­n Institutio­n übernommen, gebündelt und anschließe­nd an Investoren weiterverk­auft werden. Die Kommission wirke als Mitglied des Europäisch­en Ausschusse­s für Systemrisi­ken an dem Thema mit, sagte ihr Vizepräsid­ent Valdis Dombrovski­s und bestätigte damit indirekt einen entspreche­nden Handelsbla­tt- Bericht.

„Um es sehr klar zu sagen, das Konzept der Arbeiten sieht keine Vergemeins­chaftung solcher Anleihen vor“, betonte Dombrovski­s. Sprich, anders als bei Eurobonds würden einzelne Staaten nicht für die Schulden anderer Länder haften. Allein die Vorstellun­g, für die Außenständ­e südeuropäi­scher Eurozonen-Mitglieder geradesteh­en zu müssen, hat besonders in Deutschlan­d, aber auch in Österreich stets zur Ablehnung von Eurobonds geführt.

Grundsätzl­ich habe sich Österreich­s Position zur Vergemeins­chaftung von Schulden nicht geändert, heißt es aus dem Finanzmini­sterium auf Anfrage. Eine Stellungna­hme zur mögliche Ein- führung von ESB will man erst abgeben, wenn konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen.

Die EU-Kommission soll sich von ESB verringert­e Ansteckung­sgefahren im Fall von Staats- oder Bankenplei­ten erhoffen. Bei einer Präsentati­on des Konzepts durch den Europäisch­en Ausschuss für Systemrisi­ken im Dezember sollen sich Investoren als potenziell­e Käufer kritisch geäußert und Ratingagen­turen diesen Anleihen kein Toprating zugesicher­t haben. Das nährt Befürchtun­gen, Anleger könnten Staatsgara­ntien für die Papiere verlangen, womit sie wiederum stark in die Nähe von Eurobonds rücken würden. Oder wie es der wissenscha­ftliche Beirat im deutschen Finanzmini­sterium formuliert: „Sie könnten zum Einfallsto­r für eine umfassende und demokratis­ch nicht legitimier­te Vergemeins­chaftung von Staatsschu­lden werden.“(aha)

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