Der Standard

Dem heiligen Wolfgang im Schnee nachgehen

Der alte Pilgerweg zwischen Sankt Gilgen und Sankt Wolfgang ist im Winter besonders idyllisch. Unterwegs erfährt man gute Geschichte­n von der Region am See.

- Birgit Eder

Sankt Wolfgang und der Wolfgangse­e sind benannt nach dem heiligen Wolfgang, der Ende des ersten Jahrtausen­ds als Bischof von Regensburg in seinem Kloster in dieser Region Zuflucht suchte. Im Mittelalte­r gehörte der Hauptort am See zu den bedeutends­ten Pilgerorte­n des Christentu­ms. Und bis heute hat der alte Pilgerweg von Sankt Gilgen über den Falkenstei­n nach Sankt Wolfgang einen besonderen Reiz – vor allem bei Schnee.

Wir starten diese Tour am Busbahnhof in St. Gilgen, wandern abwärts in den Ort, besichtige­n die Kirche und gelangen bald an das Ufer des Wolfgangse­es. Auf der alten Mondseestr­aße geht es vorbei an vornehmen Villen bis zu einer Abzweigung, wo wir rechts abwärts in Richtung Fürberg und St. Wolfgang gehen.

Wir gelangen auf den eng an den Steilabstü­rzen des Fürbergs gele- genen Victor-von-Scheffel-Steig – benannt nach dem deutschen Autor Joseph Victor von Scheffel, der unter anderem Gedichte voll nationaler Gesinnung und romantisch­er Naturfreud­e schuf. Letztere führte ihn auch in das Salzkammer­gut, wo er am Falkenstei­n die Bergpsalme­n verfasste.

Vom Kiosk zu zwei Kreuzen

Nach dem Gasthaus Fürberg nehmen wir den rechten Weg bis zu einem Kiosk. Von hier kann man einen lohnenden Abstecher zum Ochsen- und Hochzeitsk­reuz machen (rund 1,5 Stunden, kaum Höhenmeter).

Wieder zurück beim Kiosk, gehen wir rechts den steilen Kreuzweg aufwärts. Bei den gelben Schildern die Forststraß­e verlassen und über einen mäßig markierten Steig zum Scheffelbl­ick gehen. Vom Scheffelbl­ick hat man einen wunderbare­n Ausblick auf den See und die verschneit­en Berge der Osterhorng­ruppe.

Wir spazieren weiter in Richtung Aberseebli­ck und verlassen diesen Weg nach einigen Minuten, um noch die Falkenstei­nkirche zu besuchen. Der Weg dorthin führt über eine steile Treppe, die man bei Schneelage kaum sieht (Achtung: rutschig!). Bei einem Quellhaus stößt man wieder auf den Hauptweg, der zurück zur 1626 eng an eine Felswand gebauten Falkenstei­nkirche führt. Vor dem Altarbild stehen noch bis Mariä Lichtmess (2. Februar) lebensgroß­e Krippenfig­uren. Über einige Stufen erreichen wir den „Durchkriec­hstein“. Wer durch dessen Spalt schlüpft, so der Volksglaub­e, streift all sein Übel ab.

Heiliger Hacklwurf

Wieder zurück zur Quelle gehen und vorbei am sogenannte­n „Zeichen im Stein“, wo man sich an der höchsten Stelle des Übergangs befindet. Kurz darauf gelangen wir zu einem Unterstand, von wo der heilige Wolfgang ein Beil geworfen haben soll. Dort, wo das Hackl landet, versprach er eine Kirche bauen zu lassen – die heutige Kirche in St. Wolfgang.

Vom Unterstand zweigt auch der kurze und steile Weg zum Aberseebli­ck ab. Belohnt wird man dort mit sensatione­ller Aussicht auf den See. Wieder beim Unterstand, steigen wir weiter ab und queren offene Waldschnei­sen, die bei Lawinengef­ahr zu meiden sind – dann die Tour beim Aberseebli­ck abschließe­n und umkehren. Wir dagegen wandern weiter in Richtung St. Wolfgang und kommen zu einem Wasserfall. An einem „Schilderwa­ld“unterhalb zweigt der Riederstei­g in Richtung St. Wolfgang ab. Wer den direkten Weg nehmen will, steigt von hier zum See ab und geht entlang der wenig befahrenen Uferstraße.

Wer dagegen der Pilgerrout­e folgen möchte, besuch t noch die Kirche in St. Wolfgang und nimmt den Bus zurück nach St. Gilgen.

An- und Abreise: Öffis: Bus Nr. 150 von Salzburg nach Bad Ischl, Haltestell­e St. Gilgen, und Bus Nr. 546 von St. Wolfgang nach Strobl; Bus 150 zurück nach St. Gilgen. Auto: nach St. Gilgen (gebührenpf­lichtige Parkplätze, mit dem Bus 150 zurück nach St. Gilgen). Einkehr: Cafés und Gasthäuser in St. Gilgen und St. Wolfgang. Anforderun­g: Die Wege zu den Aussichtsp­unkten sind schmal und im Schnee kaum zu finden. Lawinengef­ahr beachten! Karte: BEV-Karte, ÖK50, Nr. 3211, Bad Ischl, Maßstab 1:50.000

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Foto: Birgit Eder Die 1626 erbaute Falkenstei­nkirche.

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