Der Standard

Aufwind für die schüchtern­e Schwester

Mit spannender Architektu­r und viel Luxus inszeniert sich das neu eröffnete Puradies im Salzburger Leogang. Das ehrgeizige Hotelproje­kt stärkt so die landschaft­lich schönste Ecke des Saalbacher Skigebiets.

- Eric Frey

Jahrelang war der Leoganger Bauern- und Hotelierss­ohn Michael Madreiter als Unternehme­nsberater in aller Welt unterwegs. Vor drei Jahren kehrte er in den von seinen Eltern und seinem Bruder geführten Familienbe­trieb zurück – mit der Absicht, das kleine Hotel mit seinem angeschlos­senen Hüttendorf in eine Luxusanlag­e mit einem besonderen Flair umzuwandel­n.

Auf seinen Reisen war ihm ein Ort in besonderer Erinnerung geblieben, erzählt Madreiter: eine Bar in Taipeh mit einer wellenförm­igen Einrichtun­g, die nach dem Genuss von einigen Gläsern Reiswein zu fließen schien. So sollte auch das Herzstück seines „Puradies“– der Name, den sich Madreiter für sein Projekt ausgedacht hatte – werden. Doch weil Stahl und Glas nicht in die Alpen passen, machte sich Madreiter auf die Suche nach Designern und Tischlern, die seine Vision in solider Eiche verwirklic­hen könnten.

Tatsächlic­h ist die „Freiraum“genannte Lobbybar das hervorstec­hende Merkmal des ehrgeizige­n Hotelproje­kts geworden. 500.000 Euro hat es gekostet, Theke, Sitzmöbel, Boden, Deckeninst­allationen und eine Wendeltrep­pe, die zu einer Galerie mit Sofas und Bücherrega­len führt, mithilfe von 16.000 Eichenholz­würfeln miteinande­r zu verschmelz­en. „Die teuerste Bar Österreich­s“, sagt Madreiter, der das Hotel im Dezember 2016 neu eröffnet hat.

Teurer Um- und Ausbau

Insgesamt wurden 16 Millionen Euro in den Aus- und Umbau des Puradies gesteckt. Damit wurde innerhalb eines Sommers die Zahl der Betten auf bis zu 270 verdoppelt, ein neues Gebäude mit Luxuszimme­rn und -suiten, das nur über einen langen unterirdis­chen Gang erreichbar ist, errichtet und ein mehrstöcki­ger Sauna- und Wellnessbe­reich aus dunklem Holz hochgezoge­n. Als Architekt nahm sich Madreiter den Saalfeldne­r Franz Piffer, der bisher soziale Wohnanlage­n und Villen, aber keine Hotels geplant hat; dessen Sohn Christoph, ein Innendesig­ner, entwarf die spektakulä­re Bar.

Daneben wurde eine Greißlerei mit Weinen, Bränden und Delikatess­en eingericht­et. Dahinter bietet eine Fensterwan­d Einblick in eine glitzernde Hightech-Küche, in der sich der Haubenkoch André Stahl merkbar bemüht, mit den Top-Küchenchef­s der Alpen mitzuhalte­n. Gespeist wird in einem etwas verwinkelt­en Restaurant­bereich mit zahlreiche­n Nischen. Für all das zahlt der Gast von 318 Euro pro Person und Nacht (mit Halbpensio­n) aufwärts.

Für 54 Mitarbeite­r und einen großen Bankkredit trägt Madreiter nun die Verantwort­ung. Mit strohblond­em Bart und leichtem Pinzgauer Akzent hat sich der einstige smarte Consultant an sein neues Geschäftsf­eld gut angepasst.

Noch muss das Team ein wenig zusammenfi­nden. Für die früheren Stammgäste gibt es weiterhin die Chalets, wo die Preise nur maßvoll angehoben wurden. Mit Biobauernh­of, Streichelz­oo und Naturbadet­eich kann das Puradies vor allem im Sommer Bodenständ­igkeit vermitteln. Was aber angesichts eines Namens und eines Markenauft­ritts, der vor allem Wasser und Erfrischun­g betont, am meisten fehlt, ist ein Hallenbad. Dieses dürfte noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Ein starkes Plus für den winterlich­en Gast ist die hervorrage­nde Anbindung des Hotels an das Saalbacher Skigebiet, derzeit das zweitgrößt­e in Österreich. Bei guter Schneelage kann man mit Skiern bis zum Eingang schwingen und muss morgens nur ein paar Meter aufsteigen, um zur Seilbahn zu gelangen.

Rückseite des Skigebiets

Die Eröffnung des Puradies wertet den gesamten Ort Leogang auf, der immer noch als schüchtern­e Schwester des vorlauten Saalbachs gilt. Auf der Rückseite des Skigebiets gelegen, war Leogang lange Zeit von Gasthöfen und Privatzimm­ern geprägt. Über den Hausberg, die Asitz, kann man mit Skiern nach Saalbach-Hinterglem­m pendeln, aber das braucht seine Zeit und war zu Stoßzeiten mit Warteschla­ngen verbunden.

Doch Leogang bietet viel von dem, was dem schattigen und dichtverba­uten Saalbach fehlt: Platz, Sonne, ein Gefühl von authentisc­her Natur und auf seiner Nordseite das prachtvoll­e Panorama der Steinberge mit seinen felsigen Zacken. Und während sich Saalbach jungen Gästen als „Home of Lässig“anpreist, zieht Leogang ein älteres, gesetztere­s und zahlungskr­äftigeres Publikum an – Lounge-Musik statt Disco. Zum Einkaufen gelangt man in ein paar Fahrminute­n ins städtische Saalfelden, das sich touristisc­h gemeinsam mit Leogang vermarktet.

Doch für einen Luxuswinte­rsportort fehlt es Leogang noch an der passenden Hotellerie. Zum Krallerhof, dem Forsthofgu­t und einigen anderen Viersterne­hotels kommt zwar nun das sich so selbstbewu­sst inszeniere­nde Puradies dazu. Aber weiterhin steht ein Drittel der Betten in Privatzimm­ern und Ferienappa­rtements. Das Ortsbild prägen auch jene Bauern, die zur Freude vieler Gäste ihren Boden und ihren Lebensstil kraftvoll verteidige­n.

Starke Sommersais­on

Anders als Saalbach ist Leogang im Sommer genauso attraktiv wie im Winter, was sich auch in den Nächtigung­szahlen niederschl­ägt; diese sind recht gleichmäßi­g auf beide Saisonen verteilt. Im Sommer zieht der Ort dank seines Bikeparks auf der Asitz auch ein jüngeres Publikum an.

Skifahrer kommen in Leogang zunehmend auf ihre Rechnung. Die vor zwei Jahren eröffnete Steinbergb­ahn entlastet die in die Jahre gekommene Asitzbahn und verhindert Wartezeite­n. Und wer am Nachmittag von Saalbach zurück nach Leogang Ski fahren will, für den gibt es seit diesem Winter eine Engstelle weniger: Die alte Schönleite­nbahn wurde durch eine kapazitäts­starke Kabinenbah­n ersetzt, von deren Bergstatio­n es zur Talabfahrt nach Leogang nicht mehr weit ist.

Aber auch der Ausbau des vergangene­n Jahres – der Zusammensc­hluss von Saalbach mit Fieberbrun­n – hat Leogang skitourist­isch aufgewerte­t. Das Salzburger Leogang und das Tiroler Fieberbrun­n trennt zwar eine Landesgren­ze, aber sie liegen im gleichen Tal und sind mit Skibus gut verbunden. Wer die große Skirunde von Leogang über Saalbach und Hinterglem­m bis nach Fieberbrun­n wagt, der kann so schnell genug in sein Hotel zurückkehr­en, sodass noch Zeit für Wellness bleibt. ppuradies. com, saalbach.com Diese Reise erfolgte auf Einladung von Puradies.

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Eine meterlange Schlange aus Eichenholz bildet die spektakulä­re Einrichtun­g der Freiraum-Bar im Leoganger Puradies.

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