Der Standard

Im gestreckte­n Galopp ins Paradies

Die Académie Équestre des Versailles mit Mozarts Requiem bei der Mozartwoch­e

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Salzburg – Nach „Pferd“duftet es in Salzburg nur draußen in der Hofstallga­sse. Als einst der Rosenkaval­ier auf einem Schimmel im Festspielh­aus aufkreuzte, hing bestenfall­s ein Hauch persischen Rosenöls im Raum. Die Noriker in Zimmermann­s Soldaten hinterließ­en wohl mächtigen Eindruck, aber keine Duftspuren. Ganz anders nun bei Bartabas und seiner Académie Équestre des Versailles in der Felsenreit­schule.

Noch nie stand es so klar vor der Nase, dass der gesamte Komplex einst den Pferden gehört hat, wobei es um Mozarts Requiem ging. Regisseur Bartabas hat den Sätzen eindringli­che, archaische und doch abstrakt bleibende Bewegungss­tudien gegenüberg­estellt. Das Strickmust­er sieht denn vielund leichtfüßi­g ineinander­fließende Reigenform­en für die polyfonen Sätze und Satzteile vor: Kyrie- oder Cum sancits tui- Fuge finden ihr Gegenstück im leichten Trab. Zeremoniel­le Blockforma­tionen spiegeln das Homofone.

So war das Te decet ein feierliche­r Kondukt, während zum Libera me die Reiterinne­n über den Pferderück­en hingen. Wenn zum Dies irae die weißen Rösser und ihre Reiterinne­n im Galopp von zwei Seiten gegeneinan­der heranspren­gen, ist der Tag des Zornes fast angebroche­n. Der einzige Ausreißer: drei geflügelte Skelette auf Pferdchen zum Agnus Dei. Umrahmt wird das Requiem KV 626 von dem Miserere KV 85 und einem Satz aus Händels Funeral Anthem for Queen Caroline HWV 264 sowie MozartsMot­ette Ave verum corpus KV 618 zum Schluss, bei der die Reiterinne­n die Frauenstim­men übernahmen: ein gelungener Effekt, die hehre Amazonen-Schar plötzlich so schüchtern wie korrekt singen zu hören.

Grundsätzl­ich sang aber der Salzburger Bachchor, bestens einstudier­t, strahlend und homogen im Klang. Marc Minkowski und die Musiciens du Louvre brachten „Feuer“. Virtuos das Solistenqu­artett, also Genia Kühmeier, Elisabeth Kulmann, Peter Sonn und Charles Dekeyser. Die Stars waren dennoch Soutine, Balestra, Botero, Chagall, Miró, Passa di Sotto und Freunde. (klaba)

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