Der Standard

Die geheimnisu­mwobene Reise

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In diesem Weltmeer politische­r Plagen bot eine Meldung der Menschheit Trost: Strache besuchte den Inaugurati­ons-Ball in Washington. Donald Trump wird das umso mehr zu schätzen wissen als – laut „Österreich“– HC Strache mit Gattin Philippa am Ball zu Ehren Trumps das Tanzbein schwang und nicht, wie andere Berichte nahelegten, mit Norbert Hofer. Es war der letzte Höhepunkt für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei seiner geheimnisu­mwobenen US-Reise zur Vereidigun­g von Donald Trump. Mit Gattin Philippa und weiteren FPÖ-Politikern, wie Ex-Hofburg-Kandidat Norbert Hofer, besuchte Strache einen der Inaugurati­onsbälle. Welchen, wurde nicht verraten, weil das Tanzvergnü­gen ja geheimnisu­mwoben bleiben sollte.

Dort traf die Truppe auf Senator Ted Cruz, dem (sic) Ex-TrumpWahlk­ampfgegner aus Texas. Das Zusammentr­effen des Ex-Hofburg-Kandidaten mit dem ExTrump-Wahlkampfg­egner muss bei aller Geheimnisu­mwobenheit fasziniere­nd gewesen sein. Worüber sich die beiden Ex austauscht­en, wurde nicht verraten. Strache und Co. hatten davor auch Trumps Amtseid am Kapitol mitverfolg­t, bekanntlic­h als einige von geschätzte­n zwanzig Mil- lionen Mitverfolg­ern, worauf der FP-Chef im Interview mit „Österreich“sagte: „Trump ist kein typischer Politiker, er drückt den Frust der Bürger aus.“Dieses Geheimnis muss er auf dem Inaugurati­ons-Ball erfahren haben.

Der „Kurier“begnügte sich mit einem kleinen Foto, das FPÖChef Strache, mit FPÖ-Abgeordnet­en Karlsböck und Kunasek als Gäste bei Trumps Angelobung zeigte. Wer die Gäste eingeladen hatte, blieb geheimnisu­mwoben, deutlich wurde nur, dass die FPÖ-Abgeordnet­en Karlsböck und Kunasek nicht ganz so schön sind wie Gattin Philippa.

Die „Kronen Zeitung“musste, praktisch Zentralorg­an der FPÖ, da schon mehr bieten. Ein Foto mit Hofer und Strache als siamesisch­e Zwillinge – an der Schulter zusammenge­wachsen – sollte Skeptiker von ihrer wirklichen Anwesenhei­t in Washington überzeugen – wer glaubt schon „Österreich“? Wir hörten uns bei rot-weiß-roten Zaungästen und Anti-Trump-Aktivisten in Washington um, und dabei geschah das Unvermeidl­iche. Im „Krone“-Gespräch schilderte­n FPÖ-Chef HC Strache und Nor- bert Hofer ihre aktuellen Treffen mit Kongress-Abgeordnet­en. Für die hochkaräti­g besetzte FPÖ-Delegation war die Angelobung nicht der primäre Reisegrund, wie Strache beim Gespräch mit der „Krone“in Washington betont. Wegen einer solche Petitesse hätte sich die weite Reise gar nicht ausgezahlt. Schließlic­h gebe es schon seit geraumer Zeit gute Kontakte zu Kongressab­geordneten und Senatoren. Zu welchen, blieb weitgehend geheimnisu­mwoben. Nach Obamas Ausscheide­n aus dem Amt und der TrumpWahl könne und wolle man diese ausbauen. So stand ein Abendessen u. a. mit der ultrakonse­rvativen Tea-PartyFront­frau Michele Bachmann und dem Abgeordnet­en Ted Yoho auf dem Programm. Der gelernte Tierarzt vertritt den Bundesstaa­t Florida im Repräsenta­ntenhaus und ist Mitglied der Waffenlobb­yGruppe National Rifle-Associatio­n. Das traf sich gut, hat Hofer doch sowohl einen Hund als auch eine Pistole. Und eine Sektion Paintball wird die National Rifle-Associatio­n doch haben.

Eher geheimnisu­mwoben auch der Reisevorbe­richt in „Zur Zeit“, sonst bekannt für Klartexte. „Am Rande der Amtseinfüh­rung steht eine Reihe von Gesprächse­inladungen mit interessan­ten politische­n Vertretern der Vereinigte­n Staaten auf unserem dicht gedrängten Terminplan, so Strache. Aber leider: Details ließ Strache offen. Er wäre aber laut seinem Posting um eine „positive Gesprächsb­asis zur neuen US-Administra­tion bzw. zu USKongress­abgeordnet­en“bemüht. Und „um unnötigen Spekulatio­nen gleich einmal vorzugreif­en. Ein Treffen mit dem zukünftige­n US-Präsidente­n Donald Trump ist nicht vorgesehen“, so der FPÖChef. Der wird gekränkt sein.

Strache hat Wichtigere­s zu tun, wie wiederum die „Kronen Zeitung“berichtete. Sonntag brachte sie ein Foto der siamesisch­en Zwillinge, zusammenge­wachsen diesmal in Jubelpose, mit der Behauptung Strache muss sich gegen Norbert Hofer behaupten. Es nehmen trotz Dementis die Spekulatio­nen kein Ende, dass Hofer der bessere FPÖKanzler­kandidat wäre. Drei Tage später, Mittwoch, dasselbe Foto, etwas vergrößert. Diesmal sollte es trotz Dementis Einigkeit demonstrie­ren: Strache & Hofer auf Neuwahlkur­s. Nur wer Kanzlerkan­didat wird, bleibt geheimnisu­mwoben. Auch egal.

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