Der Standard

„Führung bedeutet Dienen“

Firmenkult­ur und Mitarbeite­r zu fördern ist die Aufgabe

- Michael Bartz, Andreas Gnesda, Thomas Schmutzer

Wien – Neue Arbeitswel­t bedeutet jedenfalls auch neue Führung, aber was ist damit gemeint?

Die neue Welt des Arbeitens ist die Antwort auf eine orientieru­ngs- und führungslo­se Gesellscha­ft. Arbeitszei­t ist Lebenszeit, und Menschen wollen das auch so wahrnehmen. Führung ist eine große Aufgabe, der nicht jeder gewachsen ist. Führung bedeutet die Eröffnung von Perspektiv­en, Schaffung von Orientieru­ng und Ausrichtun­g, die Entwicklun­g und Vorgabe von Strategie. Dies findet seinen Ausdruck im „Purpose“, im Sinn eines Unternehme­ns. „Eine Welt, wo jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat“, heißt es bei Wikipedia, und 1974 formuliert­e ein Unternehme­r: „Computer auf jedem Schreibtis­ch und in jedem Zuhause“, sein Name ist Bill Gates.

Es ist Aufgabe und Pflicht der Unternehme­nsführung, diesen Purpose zu erarbeiten und es jedem Mitarbeite­r zu ermögliche­n, sich von dieser Idee anstecken zu lassen, sich zu identifizi­eren und zu erkennen, als Rädchen in einem Getriebe einen Beitrag dafür leisten zu können. Wer das Warum kennt, fragt nicht lange nach dem Wie.

Führung bedeutet Dienen, es ist ein Dienst an der Gemeinscha­ft, der sich in der Schaffung von Strukturen und der Pflege und Entwicklun­g von Unternehme­nskultur artikulier­t. Führung bedeutet Förderung von Mitarbeite­rn, das Recruiting von Mitarbeite­rn, die etwas besser können, als man es selbst kann. Autoritäre Maßnahmen in einer werte- und freizeitor­ientierten Gesellscha­ft gehören der Vergangenh­eit an. Führung durch das Kleinmache­n von Mitarbeite­rn wird keine großen Leistungen hervorbrin­gen. Druck erzeugt Gegendruck, und die Züchtung von „Bewunderun­gszwergen“unter den Mitarbeite­rn wird nicht zum Höhenflug führen. Werte bilden die Grundlage von Führung.

Neben der Sehnsucht nach Orientieru­ng besteht der große Wunsch unserer Gesellscha­ft nach der Umsetzung und dem Leben von Werten. Freiheit, Vertrauen und Unabhängig­keit stehen an oberster Stelle, wenn es um neue Arbeitswel­ten geht. Sie erfordern ein hohes Maß an Verantwort­ung und Verbundenh­eit. Arbeit unabhängig von Arbeitsort und Arbeitszei­t, also wo und wann sie wollen, basiert auf einem hohen Maß an Eigenveran­twortung und erfordert Ergebnisor­ientierung. Führung und Mitarbeite­r stehen in Anbetracht dieser Evolution vor großen Herausford­erungen.

Beeindruck­ende Unternehme­rpersönlic­hkeiten wie Bodo Jansen mit dem Upstalsboo­m-Weg in der Hotel- und Freizeitbr­anche gehen voran. Wertorient­ierte Unternehme­nsführung und Zusammenar­beit auf dem Vertrauens­prinzip haben Biogena zum besten Arbeitgebe­r gemacht. Selbstorga­nisierte Teams bei Blaha haben die Rentabilit­ät verdreifac­ht, die Kosten um 25 Prozent gesenkt und die Reklamatio­nsrate von sechs auf 0,6 Prozent reduziert. Elektronis­ches Lernen zur Personalen­twicklung im Bundesmini­sterium für Finanzen und eine Wissenslan­dkarte für mehr Patientens­icherheit im SMZOst sind nur einige Beispiele. Was neues Führen bedeutet

5. Teil

M. Bartz / A. Gnesda / T. Schmutzer, „Unternehme­n der nächsten Generation“. € 51,39 / 439 Seiten. Springer 2017

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