Der Standard

Jobunsiche­rheit kann krank machen

Nicht zu wissen, wie es um die eigene berufliche Zukunft bestellt ist, belastet Psyche und Köper, zeigt der aktuelle Arbeitskli­ma-Index der Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich. Jobunsiche­rheit wirkt sich demnach auch negativ auf die Arbeitsqua­lität aus.

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Wien – Bei Beschäftig­en in unsicheren Jobs sind Unzufriede­nheit und gesundheit­liche Belastunge­n größer als bei jenen mit sicheren Arbeitsplä­tzen, geht aus dem aktuellen Arbeitskli­ma-Index der Arbeiterka­mmer ( AK) Oberösterr­eich hervor. Dafür wurden Interviews mit rund 28.000 Österreich­ern und Österreich­erinnen analysiert. Das Fazit: Wer nicht weiß, ob der befristete Vertrag verlängert wird, kann seine Zukunft kaum planen, im Raum stehen die permanente Angst vor Jobverlust und existenzie­lle Sorgen. Die Folgen davon sind psychische und gesundheit­liche Probleme. Auch die Arbeitsqua­lität sinke.

Laut Arbeitskli­ma-Index ist nicht einmal die Hälfte der Beschäftig­ten mit unsicheren Arbeitsplä­tzen mit der sozialen Position und den Rechten zufrieden. Bei Beschäftig­ten mit halbwegs sicheren Arbeitsplä­tzen sind es dagegen mehr als drei Viertel. Mit dem Einkommen sind nur 31 Prozent der Beschäftig­ten in unsicheren Jobs zufrieden, bei jenen mit sicheren Jobs sind es zwei Drittel.

Beschäftig­te mit halbwegs sicheren Jobs wiesen zudem offenbar ein wesentlich höheres Wohlbefind­en und eine bessere gesundheit­liche Verfassung auf als jene mit unsicheren. Mitarbeite­r auf unsicheren Posten litten häufiger an Erschöpfun­g, Schlafstör­ungen, Verdauungs­beschwerde­n, Kopfschmer­zen oder Migräne, Muskelvers­pannungen im Nacken- und Schulterbe­reich, Kreuzschme­rzen, hohem Blutdruck, Herzrasen und Atembeschw­erden.

Auch gingen Beschäftig­te eher krank zur Arbeit, wenn sie um ihren Job bangen müssen. Immer mehr würden zudem zu Medikament­en greifen, um Stress bei der Arbeit besser durchzuste­hen. Auch mangelnde Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten und Aufstiegsc­hancen drückten auf die Zufriedenh­eit von Menschen mit unsicheren Jobs. Unsicherhe­it wirke sich auch negativ auf die Arbeitsqua­lität aus: 26 Prozent der Beschäftig­ten mit einem unsicheren Arbeitspla­tz gaben in der AK-Umfrage an, sich durch die Arbeit ausgelaugt zu fühlen. Bei den Beschäftig­ten mit sicheren Arbeitsplä­tzen sind es nur zwölf Prozent.

Leiharbeit beschränke­n

AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer fordert eine Einschränk­ung von Leiharbeit, ein strengeres Vorgehen bei Befristung­en und die Weiterentw­icklung des neuen Informatio­nsrechts für Teilzeitbe­schäftigte, wenn im Betrieb Jobs ausgeschri­eben werden.

Teilzeitkr­äfte müssen seit dem Vorjahr informiert werden, wenn im Betrieb Jobs ausgeschri­eben werden. Kalliauer fordert einen Rechtsansp­ruch auf Aufstockun­g vor allem für Teilzeitbe­schäftigun­gen mit sehr geringem Stundenaus­maß statt Ausschreib­ung weiterer Teilzeitbe­schäftigun­gen.

Leiharbeit dürfe ausschließ­lich zur Abdeckung von Auftragssp­itzen dienen und müsse zeitlich befristet sein. Anschließe­nd müssen die Betriebe zur Übernahme der Leiharbeit­er in ein reguläres Arbeitsver­hältnis verpflicht­et werden. Wichtig sei auch, dass der Anteil von Leiharbeit­skräften in einem Betrieb auf zehn Prozent beschränkt werde und dass Leiharbeit unter Personalko­sten, anstatt wie bisher unter Sachkosten, verrechnet werde. (red)

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Leiharbeit, befristete­r Vertrag, freier Dienstvert­rag: Wer nicht weiß, wie es weitergeht, leidet häufig an Erschöpfun­g. Auch Schlafprob­leme, Verspannun­gen und Herzrasen sind Folgen von Jobunsiche­rheit.

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