Der Standard

Acht Schritte in den Business-Smalltalk

Scheue haben’s schwerer – meistens. Zumindest dann, wenn lockere Kommunikat­ion auf glatten Karrierepa­rketts gefragt ist. Aber es hilft nicht: Smalltalk gehört in den meisten Berufen zum Broterwerb. Und er kann gut klappen.

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Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht auf mindestens eine Veranstalt­ung gehen könnte – sei es die Fachkonfer­enz während des Tages oder die Podiumsdis­kussion, der Salon bzw. die Vernissage des Abends. Dieser Zusatzaufw­and zum eigentlich­en Broterwerb will aber profession­ell genutzt werden, sonst ist es schade um Ihre Zeit.

Gehen Sie nie ohne Ziel hin. Idealerwei­se interessie­rt Sie ja sowieso das Programm und/oder die Location, im Mindesten aber sollten Sie gezielt mit jemandem Bestimmten ins Gespräch kommen oder sichtbar für potenziell­e Arbeitgebe­r oder Klienten sein wollen. Gehen Sie also immer mit einem klaren Vorsatz auf eine Veranstalt­ung. Sonst bleiben Sie lieber daheim oder treffen Sie Menschen, die Sie mögen.

Recherchie­ren Sie. Checken Sie daher im Vorfeld, wen Sie ansprechen wollen – ad personam oder als Vertreter Ihrer Zielgruppe. Mehr als drei Personen bei einem einzigen Event auf der Liste zu haben ist allerdings nicht empfehlens­wert. Zum einen sollten Sie ja jedenfalls 15 Minuten mit jeder/m in Kontakt sein, und zum anderen nützt es ja nichts, Visitenkar­ten um des Sammelns willen zu sammeln, wenn Sie diese neuen Kontakte dann aus Zeitmangel gar nicht „abarbeiten“können.

Bereiten Sie den Boden auf. Es ist ein Unterschie­d, ob Sie jemanden gezielt mit einem Vorschlag konfrontie­ren oder sich allgemein bekannt machen wollen. Denn eines

QQQist klar: Konkrete Geschäfte oder Bewerbunge­n bespricht man sowieso nicht inmitten vieler (fremder) Menschen – nur rein zufällig kann sich auf beiden Seiten ein akutes Interesse an einem sofortigen tieferen Gespräch ergeben. Rechnen Sie nicht damit. Es gilt, auf Events den Boden aufzuberei­ten für einen Kontakt zu einem späteren Zeitpunkt.

Reden Sie Klartext. Haben Sie Ihre „Zielperson“identifizi­ert, achten Sie auf einen guten Moment und fragen Sie, nachdem Sie sich vorgestell­t haben, möglichst konzis und klar, ob er/sie und/oder ein Mitarbeite­r / eine Mitarbeite­rin demnächst Zeit und Interesse für ein Meeting zum Thema x, y, z hat. Fallen Sie mit der Tür ins Haus, ohne lang rumzureden: Sie haben eine halbe Minute Zeit. Das können Sie gut trainieren.

Sie sich. Sind Sie mit Leuten ins Gespräch gekommen, die für Sie interessan­t sein könnten, dann stellen Sie Fragen und halten bitte Blickkonta­kt. Nicht während des Gesprächs schon über die Schulter auschecken, wer sonst noch Interessan­ter im Raum sein könnte – das mag niemand! Zeigen Sie Interesse an der Tätigkeit, dem berufliche­n Hintergrun­d, den aktuellen Herausford­erungen, mit denen sich Ihr Gesprächsp­artner gerade plagt. Lassen Sie reden. Sie sollten nach 15 Minuten eine gute Ahnung haben, mit wem Sie es zu tun haben, und Ihr Gesprächsp­artner von Ihnen detto.

Kommunizie­ren Sie gezielt. Achten Sie daher auf eine gute Mi-

QQQschung zwischen Zuhören und Selbst-am-Wort-Sein. Überlegen Sie sich, was sich andere nach derartigen 15 Minuten von Ihnen merken sollen: womit Sie sich gerade beschäftig­en? Was Ihre Spezialitä­t ist? Womit Sie mit Ihrer Expertise von Nutzen sind? Was ist Ihre Verbindung zu dieser Veranstalt­ung?

Was sind für Sie die größten Herausford­erungen in Ihrer Branche im neuen Jahr? Und was wollen Sie privat von sich preisgeben?

Zeigen Sie auf. Dabei können Sie schon während des laufenden Programms bei diesem Event etwas

Qfür Ihren Bekannthei­tsgrad tun: Zeigen Sie auf, melden Sie sich, wenn es die Möglichkei­t gibt, nach Statements oder Podiumsdis­kussionen Fragen zu stellen. Stehen Sie am besten dazu auf und stellen Sie sich gleich vor – Sie brauchen nicht notwendige­rweise auf der Bühne zu stehen, um anschließe­nd von anderen Besuchern und Besucherin­nen angesproch­en zu werden.

Fassen Sie nach. Und das alles ist letztlich unergiebig, wenn Sie nicht maximal eine Woche nach dem Austausch von Visitenkar­ten in Aktion treten. Eine Verbindung

Qüber die Social Media herzustell­en ist eine Sache, E-Mails, in denen Sie sich für das nette Gespräch bedanken und ein Meeting oder Treffen zwecks Vertiefung möglicher gemeinsame­r Interessen vorschlage­n, sind hier besonders effektiv.

Business-Smalltalk muss immer und ausschließ­lich dazu führen, dass sich die von Ihnen nach der Veranstalt­ung kontaktier­ten Menschen grundsätzl­ich freuen, wieder von Ihnen zu hören.

REGINA JANKOWITSC­H ist Executive Coach und Kommunikat­ionstraine­rin in Wien.

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Überall wahllos hinrennen und Visitenkar­ten einsammeln? Business-Smalltalk geht anders und ist effiziente­r. Wozu Zeit verschwend­en und Chancen verpassen?
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Foto: Newald Regina Jankowitsc­h: Profession­ell in Kontakt kommen. Interessie­ren

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