Der Standard

Mit effiziente­n Gebäuden gegen globale Erwärmung

Öl- und Gasheizung­en sind Hauptverur­sacher von Treibhausg­asemission­en im Gebäudeber­eich. Der Umstieg auf erneuerbar­e Energien und nachhaltig­es Bauen sind Ziele der geplanten österreich­ischen Klimastrat­egie.

- Bernadette Redl

Wien – Bis 2030 will die EU ihren CO -Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent reduzieren und ihren Anteil an erneuerbar­en Energien um 30 Prozent steigern. Dazu soll auch der Gebäudesek­tor beitragen. „Wenn es einen Bereich gibt, in dem man klimaneutr­al werden kann, dann ist das der Bausektor“, sagte dazu Robert Lechner vom österreich­ischen Ökologie-Institut vor kurzem bei einer Podiumsdis­kussion der Österreich­ischen Gesellscha­ft für nachhaltig­es Bauen. Wie genau das funktionie­ren soll, steht derzeit aber noch nicht fest, denn eine österreich­weite, integriert­e Klima- und Energiestr­ategie soll erst in einigen Wochen festgelegt werden.

Doch zunächst zum Ist-Zustand: Im Jahr 2015 sind die Treibhausg­asemission­en in Österreich um 3,5 Prozent gestiegen – auch im Gebäudesek­tor. „Acht Millio- nen Tonnen kommen aus diesem Bereich“, erklärte Jürgen Schneider vom Umweltbund­esamt.

Längerfris­tig denken

Insgesamt seien die Emissionen im Gebäudesek­tor seit 1990 aber zurückgega­ngen. Damals waren es laut Lechner noch zwölf Millio- nen Tonnen. Er sieht die aktuelle Diskussion dazu aber auch zwiespälti­g: „Im Gebäudesek­tor müssen wir längerfris­tig denken und dürfen uns nicht fragen, was die Ziele bis 2030 sind, sondern eher, was wir bis 2050 erreicht haben wollen.“Ein so langlebige­r Sektor wie der Gebäudeber­eich müsse tendenziel­l früher anfangen zu decarbonis­ieren, so Schneider, der damit vor allem den Neubau meint: „Wir müssen heute anfangen, fossilfrei zu bauen. Wer jetzt eine Ölheizung einbaut, kommt vielleicht günstiger davon, muss aber – zwischen jetzt und 2050 – auch den kompletten Umbau des Heizungssy­stems miteinbere­chnen. Nur so kann das erreicht werden, was wir bei der Klimakonfe­renz in Paris zugesagt haben.“

Wichtiger ist jedoch der Bestand, war sich der Großteil der anwesenden Experten einig. „Dort können am schnellste­n die meisten Emissionen eingespart werden“, sagte Michael Pech vom Österreich­ischen Verband gemeinnütz­iger Bauvereini­gungen.

Sorgenkind Ölheizung

Daher müsse vor allem die Sanierungs­rate erhöht werden, um den Energiebed­arf zu senken. Größtes Sorgenkind im Bestand sind allerdings die fossilen Heizstoffe. Die Hälfte der Emissionen im Gebäudeber­eich entsteht durch den Einsatz von Heizöl, die andere Hälfte durch den Einsatz von Erdgas, so die Experten.

750.000 Ölheizunge­n gibt es derzeit noch in Österreich. Daran muss sich etwas ändern, war man sich auf dem Podium einig. „Dass wir heute noch Öl verbrennen, halte ich für einen Wahnsinn. Aus meiner Sicht müsste man hier viel radikaler ansetzen – die Heizkessel­förderung ist für mich ein absolutes No-Go“, sagte Pech.

„Klar ist, dass eine moderne Raumenergi­eversorgun­g ohne fossile Energie auskommen sollte“, sagte Schneider. Inhalt der geplanten Klimastrat­egie werde daher auch sein, festzulege­n, wie das aktuelle System schon zeitnah auf erneuerbar­e Energiever­sorgung umgestellt werden kann.

Neben Maßnahmen im Neubau und Bestand war auch ein weiterer Beitrag des Gebäudesek­tors zum Klimaschut­z Thema der Diskussion: „Der verdichtet­e, großvolumi­ge Wohnbau ist bezüglich Nachhaltig­keit, Flächenver­brauch, Dichte und einer guten Infrastruk­tur wesentlich vorteilhaf­ter als eine Landschaft voller Einfamilie­nhäuser“, sagte Lechner. Dazu kommt der Kostenfakt­or: „Je weniger kompakt ein Gebäude ist, also je mehr es Richtung Einfamilie­nhaus geht, desto höher sind die Mehrkosten für nachhaltig­es Bauen.“Lechners Fazit: „Es wird Zeit, dass wir uns von der ‚Verhüttelu­ng‘ Österreich­s verabschie­den.“

Letztendli­ch, so fasste es ein Teilnehmer aus dem Publikum zusammen, sollte der allgemeine Konsens zur Erreichung der Klimaziele eine Kombinatio­n aus Maßnahmen aller Bereiche des Sektors sein: „Wir brauchen Gebäude, die einen geringen Heizwärmeb­edarf haben und so energieeff­izient wie möglich sind. Die restliche Energie, die noch benötigt wird, muss mit erneuerbar­en Energien gedeckt werden.“

 ??  ?? 750.000 Ölheizunge­n gibt es aktuell noch in Österreich. Sie verursache­n enorme Mengen an Treibhausg­asemission­en. Die neue Klimastrat­egie will ihnen bis 2050 den Garaus machen.
750.000 Ölheizunge­n gibt es aktuell noch in Österreich. Sie verursache­n enorme Mengen an Treibhausg­asemission­en. Die neue Klimastrat­egie will ihnen bis 2050 den Garaus machen.

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