Der Standard

Koalition übernimmt viele ÖVP-Positionen

Verschleie­rungsverbo­t, Einschränk­ung für Kopftücher Geldstrafe­n und Schubhaft für abgelehnte Asylwerber Mehr Videoüberw­achung, Fußfessel für „Gefährder“ Beschäftig­ungsbonus bei der Schaffung neuer Jobs Anpassung der niedrigen Steuerstuf­en an die Inflatio

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Wien – Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) präsentier­ten am Montag das neue Arbeitspro­gramm der Regierung, das Ergebnis von fünf Tagen intensiver Verhandlun­gen. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) setzte trotz anfänglich­er Weigerung doch noch seine Unterschri­ft unter das Papier, schließlic­h trage es die Handschrif­t der ÖVP.

Das 36-seitige Konvolut enthält zahlreiche Maßnahmen vom Arbeitsmar­kt bis zu einer Einschränk­ung der Zuwanderun­g. Arbeitgebe­r, die neue Jobs schaffen, sollen mit einer Senkung der Lohnnebenk­osten belohnt werden. Für ältere Langzeitar­beitslose gibt es zusätzlich­e Förderprog­ramme. Die kalte Progressio­n wird vor allem für Niedrigver­die- ner ausgeglich­en werden. Vertagt wurde das Festsetzen eines Mindestloh­ns von 1500 Euro und die Arbeitszei­tflexibili­sierung.

Überrasche­nd hat die Regierung eine Reform der Privatkonk­urse vereinbart. Künftig sind Schuldner schon nach dreijährig­er Abschöpfun­g auf das Existenzmi­nimum aus dem Schneider. Bisher waren sieben Jahre Rückzahlun­g und eine zehnprozen­tige Mindestquo­te verpflicht­end.

Beim Thema Integratio­n setzte sich die ÖVP in wesentlich­en Punkten durch, es kommt ein Verbot der Vollversch­leierung in der Öffentlich­keit. Für Polizei und Gerichte gibt es die Verpflicht­ung, weltanscha­ulich und religiös neutral aufzutrete­n, womit das Tragen muslimisch­er Kopftücher untersagt wird.

Für abgelehnte Asylwerber gibt es zahlreiche Verschärfu­ngen, sie können in geschlosse­nen „Rückkehrze­ntren“festgehalt­en und länger in Schubhaft genommen werden. Außerdem drohen ihnen Geldstrafe­n bis 15.000 Euro, wenn sie das Land nicht freiwillig verlassen.

Ein umfangreic­hes Sicherheit­spaket sieht Überwachun­gsmaßnahme­n für „Gefährder“, aber auch für alle Einreisend­en vor. Künftig reicht ein abstrakter Verdacht für die Anwendung elektronis­cher Fußfesseln. Wertkarten­handys müssen registrier­t werden, die Videoüberw­achung wird massiv ausgeweite­t. An den Grenzen werden die Autokennze­ichen erfasst, in ÖBB-Zügen und Taxis sollen Ausweise kontrollie­rt werden.

Während das Paket im ÖVPVorstan­d einstimmig beschlosse­n wurde, gab es im SPÖ-Präsidium zwar Zustimmung, aber keine Abstimmung darüber. Die ÖVP zeigte sich erfreut, sich weitgehend durchgeset­zt zu haben, in der SPÖ gibt es erste Proteste. (red)

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Bundeskanz­ler Christian Kern und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er präsentier­ten das Ergebnis langer Verhandlun­gen, ein neues Programm mit deutlicher ÖVP-Handschrif­t.

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